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Einfache Arbeiten verhindern Teilnahme an beruflicher Weiterbildung

Geringqualifizierte bilden sich hierzulande immer häufiger weiter, zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Hintergrund sind die gestiegenen Anforderungen am Arbeitsmarkt. Vor allem Geringqualifizierte mit viel Einfacharbeit nutzen Weiterbildungsmöglichkeiten stärker als früher. Die Politik sollte dies mit zusätzlichen Beratungsangeboten weiter fördern.

Der Arbeitsmarkt verändert sich zunehmend, weshalb sich Erwerbstätige immer wieder weiterbilden müssen, um Schritt zu halten. Während lange Zeit vor allem Beschäftigte mit Berufsabschluss an Weiterbildungen teilnahmen, steigt mittlerweile auch die Beteiligung Geringqualifizierter an Schulungen kontinuierlich an. Seit 1979 hat sich der Anteil der Arbeitnehmer ohne Berufsabschluss, die sich weiterbilden, mehr als verdreifacht. Nach den aktuellsten Zahlen liegt die Weiterbildungsbeteiligung der Erwerbstätigen ohne Berufsabschluss inzwischen bei rund 40 Prozent. Unter Erwerbstätigen mit Abschluss ist der Anteil mit gut 56 Prozent jedoch weiterhin höher, wie die IW Studie zeigt. Von den Akademikern bilden sich sogar rund 75 Prozent weiter.

Dabei lassen sich die Geringqualifizierten in zwei Gruppen einteilen: einerseits diejenigen, die viel Einfacharbeit verrichten – zum Beispiel Routinetätigkeiten, die keine vertieften Fachkenntnisse voraussetzen. Und andererseits jene, die trotz ihrer formal geringen Qualifikation überwiegend anspruchsvollere Tätigkeiten ausführen.

Geringqualifizierte üben heute in stärkerem Maße einfache Arbeitstätigkeiten aus als früher. Eigentlich wäre zu vermuten, dass der technische Fortschritt mit komplexeren Tätigkeiten einhergeht. Das ist bei Geringqualifizierten aber nicht der Fall. Trotzdem steigt deren Weiterbildungsbeteiligung überproportional. Das gilt auch für jene Geringqualifizierten, die viel Einfacharbeit verrichten: Inzwischen nehmen 22 Prozent von ihnen an Weiterbildungen teil. Solche mit wenig Einfacharbeit bilden sich jedoch zweieinhalbmal so häufig weiter (rund 55 Prozent dieser Erwerbstätigen).

Um den Einfacharbeitern zukünftig mehr Fortbildungen zu ermöglichen, ist vor allem die Politik gefordert: unter anderem, indem sie Unternehmen finanziell unterstützt oder Erwerbstätige in Form von Weiterbildungsgutscheinen, mit denen Verdienstausfälle während Schulungen aufgefangen werden könnten. Zudem sollte verstärkt auf den Ausbau der Grundkenntnisse dieser Erwerbstätigen und den Erwerb von Teilqualifikationen gesetzt werden, um auch Bildungsfernen die Teilnahme an Weiterbildung zu erleichtern.

Datengrundlage für die IW-Analyse sind sechs Erwerbstätigenbefragungen des Bundesinstituts für Berufsbildung von 1979 bis 2012 (den neuesten verfügbaren Daten). Bislang noch nicht erfasst ist der Flüchtlingszustrom. „Erst in den kommenden Jahren wird sich zeigen, ob sich dadurch die Beschäftigungsstruktur von Geringqualifizierten nennenswert verändern wird“, sagt IW-Weiterbildungsexpertin Susanne Seyda.


Quelle: Pressemeldung des Instituts der deutschen Wirtschaft vom 15. Mai 2018.


Hier geht es zur Studie.


Schlagworte zu diesem Beitrag: Ausbildung, Berufliche Weiterbildung
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 22.05.2018