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Zuständigkeit für Berufliche Bildung gehört ins Bildungsministerium

„Ab ins Wirtschaftsministerium!“, heißt es für den gesamten Bereich der Beruflichen Bildung. Dorthin will die zukünftige Jamaika-Koalition ihn vom Bildungsministerium verschieben.

Für 33 Berufsbildende Schulen und Regionale Berufsbildungszentren, 93.700 Schülerinnen und Schüler an Berufsschulen, Berufsfachschulen, Fachoberschulen, Berufsoberschulen, Beruflichen Gymnasien und Fachschulen trägt dann der Wirtschaftsminister die Verantwortung.

Als „krasse Fehlentscheidung zu Lasten von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften, aber auch der Qualität in der Beruflichen Bildung insgesamt“, bezeichnete Astrid Henke, Landesvorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW, am 23. Juni 2017 in Kiel diese bundesweit einmalige Zuordnung. Reibungsverluste zwischen Wirtschafts- und Bildungsministerium seien vorprogrammiert.

„Die Berufliche Bildung gehört genauso wenig ins Wirtschaftsministerium wie Tourismusförderung, Straßenbau oder maritime Wirtschaft ins Bildungsministerium“, so die Gewerkschafterin. „Wir brauchen keinen Verschiebebahnhof, sondern eine Stärkung der Beruflichen Bildung, zum Beispiel durch mehr gute Ausbildungsplätze in der Fläche und bessere Arbeitsbedingungen an den Schulen.“

Die GEW-Landesvorsitzende unterstrich, dass es in den Beruflichen Schulen nicht nur um den Berufsschulunterricht für Auszubildende gehe, sondern auch um viele allgemeinbildende Schulabschlüsse. Die Aufsicht über diese Schulabschlüsse sei im Wirtschaftsministerium völlig fehl am Platze.

Für Astrid Henke ist klar, dass die Pläne der Jamaika-Koalition die Übergänge zwischen allgemeinbilden und berufsbildenden Schulen erschweren werden: „Vor allem bei der Berufs- und Studienorientierung sowie der individuellen Betreuung der Schulabgängerinnen und Schulabgänger kommt es auf eine intensive Zusammenarbeit zwischen den allgemeinbildenden und den berufsbildenden Schulen an. Hier ist Politik aus einer Hand erforderlich. Stattdessen steuert Jamaika auf eine lange ministerielle Hängepartie zu.“

Der Übergang von der Schule in den Beruf könne nur durch eine engere Zusammenarbeit von Arbeitsagenturen, Jobcenter und Jugendhilfe mit den allgemeinbildenden und den berufsbildenden Schulen verbessert werden. Die Einrichtung von Jugendberufsagenturen sei hier ein gutes Instrument, hob Astrid Henke hervor. „Das Auseinanderreißen der Verantwortung für die verschiedenen Schularten widerspricht diesem Konzept der „rechtskreisübergreifenden Zusammenarbeit“. Die Jamaika-Koalitionäre ignorierten damit gute Erfahrungen anderer Länder, insbesondere aus Hamburg.

Astrid Henke äußerte außerdem die Befürchtung, dass durch den Transfer der Beruflichen Bildung ins Wirtschaftsministerium der Einfluss der Wirtschaft auf Bildungsinhalte wachse. Schließlich verstehe sich das Wirtschaftsministerium in erster Linie als Sachwalter wirtschaftlicher Interessen. „Berufliche Bildung ist aber ein öffentliches Gut, das nicht unter die Fuchtel der Wirtschaft geraten darf.“


Quelle: bildungsklick vom 23. Juni 2017


Schlagworte zu diesem Beitrag: Ausbildung, Qualifizierung
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 24.06.2017