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Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen!

Habt ihr es mitbekommen? Der 4. Deutsche Weiterbildungstag fand am 21. September statt. Und ist schon wieder Geschichte. Die Veranstalter sind zufrieden. "Unter dem Motto "Weiterbildung ist mehrWert" setzte er angesichts wachsender Herausforderungen und sinkender staatlicher Mittel Zeichen, damit Weiterbildung mehr oeffentliche Anerkennung und Aufmerksamkeit erhaelt. Zum Auftakt forderten die Veranstalter im deutschen Bundestag in Berlin: 'Die aktuellen Kuerzungen im Bereich der oeffentlich gefoerderten Weiterbildung sind kontraproduktiv und muessen zurueckgenommen werden. Im Gegenteil: Es bedarf dringend Investitionen in verlaessliche und nachhaltige Weiterbildungsstrukturen fuer alle Weiterbildungsbereiche mit einem flaechendeckenden und unabhaengigen Beratungssystem.' Ziel des Deutschen Weiterbildungstages ist es, bundesweit fuer Weiterbildung zu werben und 'die oeffentliche Wahrnehmung davon zu schaerfen, was berufliche, politische und kulturelle Weiterbildung in unserem Land leistet'."

Die Muehlen der Gesetzgebung arbeiten unterdessen unvermittelt weiter. Mit einem Haushaltsbegleitgesetz 2013 beabsichtigt die Bundesregierung, die Bundeszuschuesse fuer die Sozialversicherung deutlich zu kuerzen. Im Bereich des SGB II sollen die Mittel fuer die aktive Arbeitsmarktpolitik 2013 nur noch 3,9 Mrd. Euro betragen. 2010 waren es dagegen noch 6,6 Mrd. Euro. Im Bereich des SGB III plant die Bundesregierung Kuerzungen von 2,2 Mrd. Euro. Doch das sind bereits geschoente Zahlen. Die tatsaechliche Kuerzung duerfte sich eher im Bereich von 3,5 Mrd. Euro bewegen.

"Aufgrund der anhaltend guenstigen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt und der strukturellen Auswirkungen des im November 2011 verabschiedeten Gesetzes zur Verbesserung der Eingliederungschancen am Arbeitsmarkt ist die Bundesagentur fuer Arbeit finanziell stabil aufgestellt. Sie wird bis zum Jahr 2016 voraussichtlich kein Darlehen des Bundes benoetigen und Ruecklagen aufbauen," so die Bundesregierung in ihrer Begruendung fuer den Gesetzentwurf. Was sagt die BA dazu. "Auf Basis der Fruehjahrseckwerte der Bundesregierung rechnet die BA weiterhin mit einem Jahresueberschuss von rd. 1,3 Mrd. Euro." Die BA geht von einem Jahresueberschuss von 1,3 Mrd. Euro aus, die Bundesregierung moechte rechnerisch in 2013 gut 2 Mrd. Euro kuerzen. Das aber nicht einmalig, sondern jedes Jahr bis 2016.

Welche Programme im naechsten Jahr von den Kuerzungen betroffen sein werden, muss abgewartet werden. Klar ist, dass die weitere Kuerzung der Mittel sowohl die BA als auch die Traeger der Jobcenter zwingen wird, Massnahmen zu reduzieren. Bereits jetzt sind die Teilnehmerzahlen im Bereich der beruflichen Weiterbildung deutlich zurueckgegangen. Von August 2010 bis August sank die Teilnehmerzahl insgesamt um 31,2 %, von 187.498 auf 129.087. Als Grund fuer diesen Rueckgang hat die Bundesregierung die sinkenden Arbeitslosenquoten ausgemacht. Doch auch diese Behauptung stimmt nicht. Im Zeitraum von August 2010 bis August sank die Arbeitslosenquote im Bereich des SGB II um 7,5 %, die Foerderung der beruflichen Weiterbildung hingegen um 26 %. Insgesamt ging die Arbeitslosenquote im SGB II und III um 8,9 % zurueck, die berufliche Weiterbildung dagegen um 31,2 %. Was von der Foerderung der beruflichen Weiterbildung nach den weiteren Kuerzungen in 2013 noch uebrig bleibt, muss abgewartet werden.

Mit einer Stellungnahme auf der Eroeffnung des Deutschen Weiterbildungstages werden die weiteren Kuerzungen im Bereich der aktiven Arbeitsmarktpolitik nicht zu stoppen sein. Auf den vielen Veranstaltungen vor Ort, an denen man die Misere haette anprangern koennen, war die Kuerzungspolitik der Bundesregierung hingegen kein Thema. So wird auch dieser Appell ungehoert bleiben. Schade!


Weitere Inhalte

1. Ausbildungsreife - Ein umstrittener Begriff beim Uebergang Jugendlicher in eine Berufsausbildung
2. Alleinerziehende Frauen im SGB II profitieren besonders von der beruflichen Weiterbildung
3. Bundesregierung kuerzt die Mittel fuer die aktive Arbeitsmarktpolitik auch in 2013
4. Termine
5. Impressum
6. .info Netzwerk-Weiterbildung abonnieren und kuendigen


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1. Ausbildungsreife - Ein umstrittener Begriff beim Uebergang Jugendlicher in eine Berufsausbildung
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Bis in die 1980er Jahre hinein war die "Ausbildungsreife" kein oeffentliches Thema. Ueber 80 % eines Altersjahrgangs konnten ohne groessere Schwierigkeiten eine duale Berufsausbildung beginnen. Die Voraussetzungen zur Aufnahme einer Berufsausbildung regeln einschlaegige Gesetze, wie das Berufsbildungsgesetz. Nach ihnen ist die Voraussetzung zur Aufnahme einer Berufsausbildung klar definiert. Jugendliche, die ihre Schulpflicht erfuellt und mit oder ohne einen Schulabschluss die Schule verlassen haben, koennen eine Berufsausbildung beginnen. Von "Ausbildungsreife" steht da nichts.

Doch in den 1990er Jahren verschoben sich die Bedingungen auf dem Ausbildungsmarkt. Die Marktsteuerung des Arbeitsplatzangebots von Seiten der Betriebe fuehrte dazu, dass die Nachfrage nach Ausbildungsplaetzen das Angebot uebersteigt. Das fuehrte zu einem Legitimationsproblem des Systems selber. Dieses Legitimationsproblem wird seit einigen Jahren seitens der Wirtschaft und ihrer Vertreter sowie in Teilen der bildungspolitischen Debatte als Problem mangelnder "Ausbildungsreife" vieler Lehrstellenbewerber uminterpretiert.

Seither wird mit dem Begriff der Ausbildungsreife eine "Demarkationslinie" gezogen, die zu einem sehr fruehen Entwicklungszeitpunkt ueber den weiteren Bildungsweg und spaetere Berufschancen vieler Jugendlicher entscheidet. Im Auftrag der Hans-Boeckler-Stiftung haben sich Rolf Dobischat, Gertrud Kuehnlein und Robert Schurgatz des Themas angenommen. Sie wollten wissen, welche bildungs- und sozialpolitischen Implikationen mit dem Begriff der Ausbildungsreife verknuepft sind. Dazu haben sie die "wissenschaftliche und bildungspolitische Literatur zum Thema ,Ausbildungsreife' ausgewertet und auf ihre empirische Evidenz hin ueberprueft sowie die bildungspolitische Umsetzung des Konzepts einer genaueren Analyse unterzogen".

Die wesentlichen Ergebnisse der Studie finden Sie auf der Seite Grundsaetzliches zur Weiterbildung . Dort koennen Sie die vollstaendige Studie auch als pdf-Datei herunterladen.


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2. Alleinerziehende Frauen im SGB II profitieren besonders von der beruflichen Weiterbildung
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Die Beschaeftigungschancen von alleinerziehenden ALG II Empfaengerinnen verbessern sich durch Massnahmen der beruflichen Weiterbildung um bis zu 19 Prozent. Das zeigt eine neue Studie des Instituts fuer Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Dabei steigen die Beschaeftigungschancen mit dem Alter der Kinder. Ist das juengste Kind zwischen drei und fuenf Jahren, erhoehen sich die Beschaeftigungschancen um zehn Prozentpunkte in Westdeutschland und sieben Prozentpunkte in Ostdeutschland. Sind die Kinder ueber 10 Jahre, koennen die Beschaeftigungschancen um bis zu 19 Prozent steigen.

Trainingsmassnahmen haben danach ebenfalls eine positive Wirkung auf die Beschaeftigungschancen. Sie fallen jedoch deutlich geringer aus als bei Massnahmen im Bereich der beruflichen Weiterbildung.

Weitere Ergebnisse der Studie gibt es auf der Seite Foerderung der beruflichen Weiterbildung . Dort koennen Sie die Studie als pdf-Datei herunterladen.


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3. Bundesregierung kuerzt die Mittel fuer die aktive Arbeitsmarktpolitik auch in 2013
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Mit einem kleinen Haushaltsbegleitgesetz 2013 beabsichtigt die Bundesregierung, die Bundeszuschuesse fuer die Sozialversicherung deutlich zu kuerzen. So sollen die Bundeszuschuesse fuer die Kranken- und Rentenversicherung zeitweise um mehrere Mrd. Euro gesenkt werden.

Bei der Arbeitslosenversicherung soll der Bundeszuschuss fuer die aktive Arbeitsmarktpolitik vollstaendig entfallen. Im Gegenzug wird der Beitrag der Bundesagentur fuer Arbeit (BA) fuer die Eingliederungsleistungen im Bereich des SGB II abgeschafft. Netto werden der BA damit weitere gut 2 Mrd. Euro fuer die aktive Arbeitsmarktpolitik entzogen. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.

Weitere Informationen zu den geplanten Kuerzungen finden Sie auf der Seite Foerderung der beruflichen Weiterbildung .


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4. Termine
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Berufliche Weiterbildung - Billig? Erfolgreich? Nachhaltig?

Die Massnahmen der beruflichen Weiterbildung haben sich infolge der verschiedenen "Reformen" der Arbeitsmarktpolitik in den letzten Jahren zunehmend zu "Produkten" entwickelt, die von den Auftraggebern, vor allem der Bundesagentur fuer Arbeit und deren "regionalen Einkaufszentren", moeglichst billig eingekauft werden sollen. Hierfuer wurden flaechendeckend fuer eine Vielzahl von Massnahmen Ausschreibungsverfahren eingefuehrt. Gleichzeitig sollen die Massnahmen eine moeglichst hohe Qualitaet aufweisen. Durch Ausschreibungsverfahren und Vorgaben wird der staendige Dumpingwettbewerb weiter verschaerft, so dass Bildungstraeger in immer staerkerem Masse einen Ueberlebenskampf fuehren muessen.

Durch diese Entwicklung mussten viele Beschaeftigte und Teilnehmende Qualitaetseinbussen bei den Massnahmetraegern erleben. Dennoch stellte die Bundesagentur fuer Arbeit in den vergangenen Jahren keinen gravierenden Qualitaetsverlust fest. Wie kann das sein?

Mit diesem Thema beschaeftigt sich die diesjaehrige Fachtagung Weiterbildung des Bundesfachbereichs Bildung, Wissenschaft und Forschung.

Weitere Informationen zur Tagung finden Sie auf der Seite Termine des Bundesfachbereichs .


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5. Impressum
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Herausgeber
Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft, Landesbezirk Niedersachsen Bremen
Brigitte Schuett
Landesfachbereichsleiterin Bildung Wissenschaft Forschung
Goseriede 10
30159 Hannover

Redaktion: Peter Schulz-Oberschelp
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6. .info netzwerk-weiterbildung abonnieren und kuendigen
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Das .info netzwerk-weiterbildung ist ein kostenloser Service fuer die Beschaeftigten in der Fort- und Weiterbildungsbranche. Wenn sie in den Verteiler aufgenommen werden wollen oder wenn sie in Zukunft dieses Info nicht mehr zugeschickt bekommen wollen gehen sie bitte auf die Internet-Seite oder schicken sie eine e-mail an mailto:info@netzwerk-weiterbildung.info


Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 15.10.2012

Quelle: www.netzwerk-weiterbildung.info
Druckdatum: 29.03.2024