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Ergebnisse der DIE-Trendanalyse 2010

Strukturen und Entwicklungen in der Weiterbildung

Geschäftsklima in der Weiterbildung

Der Geschäftsklimaindex für die Weiterbildung, alljährlich erhoben vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und dem Deutschen Institut für Erwachsenenbildung (DIE), zeigte für das zurückliegende Jahr einen leichteren Rückgang als beim gleichfalls gesunkenen ifo-Geschäftsklimaindex für das Dienstleistungsgewerbe insgesamt. Der generelle Rückgang lässt sich auf die konjunkturelle Schwankungen in der Wirtschaft zurückführen. Dass die Klimaentwicklung in der Weiterbildung weniger dramatisch ausfällt als in anderen Dienstleistungsbranchen, begründet sich auch darin, dass Weiterbildungsanbieter in aller Regel zeitverzögert zu Wirtschaftskrisen sowie in unterschiedlichem Maße betroffen sind.

Der für das Jahr 2009 ermittelte Klimaindex der Weiterbildung ist zudem nur ein Durchschnittswert. Betrachtet man die Klimawerte bezogen auf die verschiedenen Anbietertypen, dann zeichnen sich unterschiedliche Klimawerte ab: Eher gut steht es für private und wirtschaftsnahe Einrichtungen sowie für solche, die mit den Arbeitsagenturen zusammenarbeiten; weniger gut für solche, die von öffentlichen Trägern abhängig sind (wie z.B. Volkshochschulen).

Weiterbildungsbeteiligung im Aufwärtstrend

Das während des Dresdner Bildungsgipfels 2008 formulierte Ziel, die Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland bis zum Jahr 2015 auf 50 Prozent zu erhöhen, verweist auf den Stellenwert von Weiterbildung, welcher in der öffentlichen Wahrnehmung stark zugenommen hat. So lässt sich denn auch statistisch eine steigende, individuelle Beteiligung an organisierter Weiterbildung feststellen.

Nach einem Beteiligungsrückgang nahmen im Jahr 2007 bundesweit immerhin bereits wieder 43 Prozent aller 19- bis 64-Jährigen an Weiterbildungsveranstaltungen teil. Auffallend ist die Dominanz beruflicher Gründe für die Teilnahme; es werden auch viele Veranstaltungen der allgemeinen Weiterbildung aus beruflichen Motiven besucht.

Auf Basis der verfügbaren, repräsentativen Daten wurde vom DIE eine Prognose zur Weiterbildungsbeteiligung erstellt. Legt man die Werte von zehn Erhebungswellen ab 1979 zugrunde, lässt sich eine Regressionsgerade errechnen, deren Ausrichtung darauf hindeutet, dass die 50-Prozent-Marke bereits im Jahr 2010 erreicht werden könnte. Die von der Bundesregierung anvisierte Beteiligungsmarke wäre demnach schon deutlich früher als 2015 erreicht.

Sprachtrends mit neuen Akzenten

Sprachen und Fremdsprachen haben in der allgemeinen Weiterbildung traditionell einen hohen Stellenwert. Die aktuellen Erhebungen zu einzelnen ausgewählten Sprachen, basierend auf der vom DIE erstellten Statistik der Volkshochschulen (VHS), zeugt von der Dynamik der Veränderungen in diesem Bereich.

Demnach erreichen sogenannte „selten gelernte Sprachen“ in den letzten Jahren auffallend hohe Zuwachsraten bei Unterrichtsstunden und Belegungen offener Kursangebote. Zu diesen Sprachen gehören Chinesisch und Japanisch sowie die skandinavischen Sprachen. Allerdings haben diese Sprachen im Vergleich zu den klassischen „wichtigen Fremdsprachen“ nach wie vor lediglich marginale Bedeutung: Ihr Anteil an Unterrichts-stunden und Belegungen insgesamt erreicht nur vereinzelt die Ein-Prozent-Marke.

Auch Angebot und Nachfrage im Bereich Deutsch als Fremdsprache (DaF) entwickelten sich außerordentlich positiv: Der Umfang an Unterrichtsstunden und Belegungen bei VHS-Kursen betrug 2008 mit 2,3 Mio. bzw. 400.000 mehr als das 3,6- bzw. 3,1-fache der Ergebnisse für das Jahr 1987. Somit entfielen im Jahr 2008 fast jede vierte Unterrichtsstunde und mehr als jede fünfte Belegung auf DaF-Kurse.

Bei den „wichtigen Fremdsprachen“ zählte lediglich Spanisch zu den Gewinnern – vor allem in der langfristigen Perspektive. Im Jahr 2008 entfiel jeweils rund ein Zehntel der Unterrichts-stunden und Belegungen im VHS-Programmbereich Sprachen auf Spanisch.

Beschäftigungstrends bleiben im Fokus der Kritik

Trotz politischer Rhetorik und zunehmender öffentlicher Wahrnehmung der Weiterbildung bleiben die Beschäftigungsverhältnisse von Lehrenden prekär. Die Zahl der unbefristeten Beschäftigungsverhältnisse, insbesondere von hauptberuflich Lehrenden, nimmt kontinuierlich ab, die der befristeten Verträge nimmt weiter zu.

Während die Gesamtzahl der hauptberuflichen pädagogischen Mitarbeiter/innen, die vorwiegend lehrend tätig sind, seit 1991 stark abgenommen hat, ist die Zahl der Kurs-leitenden in der letzten Zeit stark gewachsen. Es liegt offenbar im Trend, hauptberuflich Lehrende durch Kursleitende (sogenanntes „freiberufliches Personal“) zu ersetzen. Mit Blick auf die geringe Stabilität der Beschäftigungsverhältnisse und die damit verbundene mangelnde soziale Absicherung muss dies negativen Einfluss auf die Qualität der Weiterbildungsangebote zeitigen.

Fazit

Diese kleine Auswahl allein macht deutlich, dass der Weiterbildungssektor stark in Bewegung ist. Wie kein anderer Bildungsbereich ist die Weiterbildung ein Barometer für gesellschaftliche Veränderungen. Die „Trendanalyse“ des DIE spiegelt dies auf den unterschiedlichen Ebenen des Weiterbildungsgeschehens – Angebote, Teilnahme, Einrichtungen, Personal, Finanzierung, Forschung etc. – wider und gewährt auf diese Weise Einblicke in die Realität der Bildungsrepublik Deutschland, die für die Entscheidungen der Akteure aus Praxis, Politik und Wissenschaft grundlegend sein können.


Literatur
Deutsches Institut für Erwachsenenbildung (Hg.) (2010): Trends der Weiterbildung – DIE-Trendanalyse 2010. Bielefeld
Rosenbladt, B. v./Bilger, F. (2008): Weiterbildungsverhalten in Deutschland. Band 1: Berichtssystem Weiterbildung und Adult Education Survey 2007. Bielefeld

Internetquellen
Deutsches Institut für Erwachsenenbildung (1988-2009): Elektronische Datenbasis der Volkshochschul-Statistik für die Berichtsjahre 1987 bis 2008. URL: www.die-bonn.de/service/statistik/index.asp (Stand: 13.09.2010)


Quelle: DIE FAKTEN, September 2010


Sie können die vollständige Ausgabe mit zahlreichen Grafiken auf der Homepage des DIE als pdf-Datei herunterladen.



Schlagworte zu diesem Beitrag: Volkshochschule, Weiterbildung, Lebenslanges Lernen
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 29.09.2010