Berufliche Weiterbildung

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Zukunftiger Qualifkationsbedarf in Baden-Württemberg

Ungeachtet der gegenwärtig steigenden Arbeitslosenzahlen wird auf Baden-Württemberg mittel- und langfristig ein wachsender Fachkräftemangel zukommen. Ohne geeignete Gegenmaßnahmen werden bereits im Jahr 2015 in Baden-Württemberg rund 280.000 Erwerbstätige fehlen, bis zum Jahr 2030 droht die Arbeitskräftelücke dann sogar auf voraussichtlich 500.000 Erwerbstätige anzuwachsen“. Dies ist u.a. ein Ergebnis einer Studie der Prognos AG mit dem Titel „Qualifikationsbedarf 2015 und 2030 in Baden-Württemberg“, die im Auftrag des Wirtschaftsministeriums erstellt wurde und auf der Homepage des Wirtschaftsministeriums abgerufen werden kann. Die Studie zeigt, dass Bildung, insbesondere die berufliche Weiterbildung, der wichtigste Hebel gegen den Fachkräftemangel ist. Wenn wir diesen und andere geeignete Hebel zur Steigerung des Arbeitskräfteangebots nicht umlegen, bedeutet dies, dass in 20 Jahren rund zehn Prozent der benötigten Erwerbstätigen aller Qualifikationsstufen fehlen.

Die Studie enthält eine Prognose des Arbeitskräftebedarfs nach Qualifikationen und Tätigkeiten, eine Fortschreibung der zukünftigen Entwicklung des Arbeitskräfteangebots nach Tätigkeiten, Fachrichtungen und Qualifikationen sowie eine Bilanzierung der Angebots- und Nachfrageseite. Außerdem wurden verschiedene Handlungsfelder - „höhere Erwerbsbeteiligung“, „längere Wochenarbeitszeiten“, „höhere Bildungsbeteiligung“ und „Flexibilisierung der Tätigkeitsorientierung“ - betrachtet, die dazu beitragen können, potenzielle Engpässe auf dem Arbeitsmarkt zu lösen und Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage auf den Arbeitsmärkten zu verringern. Dabei zeigte sich, dass sich das entsprechende Angebot an Arbeitskräften bis zum Jahre 2030 vor allem auch durch eine „flexiblere Tätigkeitsorientierung“ erhöhen lässt. Unter „flexiblere Tätigkeitsorientierung“ versteht Prognos insbesondere die Weiterbildung und Umschulung. Allein durch dieses Handlungsfeld würde sich die entsprechende Lücke bis 2030 um ca. 250.000 Personen verringern lassen. Danach folgen aus quantitativer Sicht die Handlungsfelder „längere Wochenarbeitszeiten“, „höhere Erwerbsbeteiligung“ sowie eine „höhere Bildungsbeteiligung“.

Prognos geht aufgrund der Betrachtung der prognostizierten Entwicklung der Arbeitskräftenachfrage und des Arbeitskräfteangebots von einer Arbeitskräftelücke in Baden-Württemberg von rund 500.000 Erwerbstätigen bis 2030 aus. Im Einzelnen fehlen laut Prognos 2015 280.000 Erwerbstätige, davon 100.000 Hochschulabsolventen (2030: 210.000). Die Lücke im Bereich der beruflichen Bildungsabschlüsse liegt mit 120.000 Personen im Jahr 2015 (2030: 230.000) noch darüber. Es ist zudem von einer Lücke in Höhe von 70.000 Personen ohne berufliche Bildung (Personen, die in der Regel nach der Schule keine zusätzliche berufliche Qualifikation erlangt bzw. abgeschlossen haben) bis 2015 (2030: 60.000) auszugehen.

Nach Sektoren differenziert fehlen im Verarbeitenden Gewerbe bereits 2015 über 60.000 Personen, bis 2030 steigt die Lücke bis auf 80.000 Personen an. In den Dienstleistungsbranchen zeichnet sich die größte Arbeitskräftelücke ab. Hier fehlen bereits 2015 210.000 Personen (2030: 370.000). Die Hälfte der fehlenden Arbeitskräfte im Verarbeitenden Gewerbe im Jahr 2030 sind Hochschulabsolventen (2015: 42 Prozent), in den Dienstleistungsbranchen sind es 40 Prozent (2015: 32 Prozent). Bei den beruflichen Bildungsabschlüssen wird der Mangel in den Dienstleistungsbranchen mit knapp 50 Prozent am größten sein (2015: 42 Prozent), während im Verarbeitenden Gewerbe ebenfalls 44 Prozent der fehlenden Personen einen Berufsabschluss aufweisen sollten (2015: 38 Prozent). Dazu fehlen noch 50.000 Personen ohne beruflichen Bildungsabschluss im Dienstleistungssektor (sowohl 2015 als auch 2030).

Informationen darüber, wie sich langfristig der Arbeitskräftebedarf und das Arbeitskräfteangebot im Einzelnen entwickle, seien dabei für Wirtschaft und Gesellschaft von größter Bedeutung. Laut der Studie wird sich bei der Tätigkeitsstruktur in Baden-Württemberg beispielsweise eine anteilige Reduzierung der produktionsnahen Tätigkeiten von über 25 Prozent im Jahr 2000 auf 19 Prozent im Jahr 2030 ergeben. Ebenfalls abnehmen werden die primären Dienstleistungstätigkeiten. Gleichzeitig nehmen die verwaltenden und organisatorischen Tätigkeiten sowie die wissensbasierten Tätigkeiten zu. Die wissensbasierten Tätigkeiten erhöhen sich von knapp über 18 Prozent auf rund 25 Prozent. Dieser Strukturwandel hin zur Wissensgesellschaft zeigt sich auch bei den Qualifikationsanforderungen.

Insgesamt ist bis 2030 eine stärkere Nachfrage nach höher qualifizierten Tätigkeiten zu erwarten, während für die meisten Tätigkeiten ohne berufliche Bildung von einem Rückgang auszugehen ist. In diesem Zusammenhang wies Pfister auf die Fachkräfteinitiative seines Hauses hin, die fünf Ziele verfolge:
  • Die Verstärkung der beruflichen Aus- und Weiterbildung

  • die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von älteren Personen, von Frauen und von Personen mit Migrationshintergrund

  • die Erleichterung der Zuwanderung von hochqualifizierten Arbeitskräften

  • die Steigerung der Absolventenzahl in den technischen Berufen, insbesondere in den Ingenieurberufen

  • die Verringerung der Steuer- und Abgabenbelastung, um die Leistungsbereitschaft der Beschäftigten zu honorieren und zur Höherqualifizierung zu motivieren.

Quelle: Wirtschaftsministerium des Landes Baden-Württemberg, 23. Juli 2009


Sie können die Studie der Prognos AG zum Qualifizierungsbedarf 2015 und 2030 in Baden-Württemberg hier als pdf-Datei herunterladen.


Schlagworte zu diesem Beitrag: Qualifizierung, Berufliche Weiterbildung
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 30.07.2009