Nachrichten-Archiv

Zurück zur Übersicht

Nur jeder 100. Kurzarbeiter bildet sich weiter

Am Geld liegt es nicht. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) stellt dieses Jahr insgesamt rund 570 Mio. Euro für Qualifizierungen in Kurzarbeit zur Verfügung. Doch im ersten Halbjahr sind nach Informationen des DGB nur 9,5 Mio. Euro aus der Arbeitslosenversicherung für Weiterbildungsmaßnahmen in Kurzarbeit abgerufen worden. Dazu kommen 2,6 Mio Euro aus dem Europäischen Sozialfonds.

"Es wird viel zu wenig qualifiziert, obwohl die Förderbedingungen so lukrativ sind wie nie", sagt Wilhelm Adamy, DGB-Bereichsleiter Arbeitsmarkt. Dabei müsse in der Weiterbildung „geklotzt und nicht gekleckert werden“, es reiche nicht, wenn weniger als ein Prozent der derzeit etwa 1,4 Millionen Kurzarbeiter fortgebildet würden.

Weiterbildung nutzen!

Kurzarbeit ist nicht nur ein konjunkturpolitischer Puffer um Arbeitsplätze zu sichern, sondern zugleich ein wichtiges Arbeitsmarktinstrument, um bisher vernachlässigte betriebliche Qualifizierung nachzuholen. Um die Zeit des Auftragsmangels sinnvoll zu überbrücken, bietet sich Weiterbildung quasi an; deshalb sollten die Beschäftigten während der Kurzarbeit weiter qualifiziert werden.

Seit langem fordern DGB und Gewerkschaften die Betriebe auf, mehr in Weiterbildung zu investieren. Jetzt bietet sich durch die Kombination von Kurzarbeit und Weiterbildung die Chance dazu, Versäumnisse der Vergangenheit auszubügeln. Wie groß die Defizite sind, zeigen folgende Fakten:
  • Seit Beginn der 80er Jahre steigt die Arbeitslosenquote von Ungelernten überproportional. Sie ist fast dreimal so hoch, wie die derjenigen mit abgeschlossener Berufsausbildung.

  • Viele Arbeitsplätze für Geringqualifizierte werden abgebaut oder verlagert. Allein von 2001 bis 2008 sind rd. 850.000 dieser Jobs verloren gegangen. Die noch verbleibenden 4 Mio. Jobs für Arbeitskräfte ohne Berufsabschluss sind in besonderer Weise gefährdet.

  • Deutschland nimmt im internationalen Vergleich bei der Weiterbildungsbeteiligung von Unternehmen einen Platz in der unteren Mitte ein, deutlich hinter Ländern wie Dänemark, Schweden, Frankreich oder Großbritannien.

  • Die betriebliche Weiterbildung in Deutschland stagniert oder ist sogar rückläufig. So sank der Anteil der Unternehmen von 1999 auf 2005, die ihren Mitarbeitern Weiterbildungsangebote offerierten.

  • Soweit Weiterbildungsmaßnahmen angeboten werden, zeigt sich das wiederkehrende Muster: „Wer hat, dem wird gegeben.“ Seit Jahren nehmen Personen mit Hochschulabschluss fast viermal so häufig an betrieblichen Weiterbildungen teil, wie solche ohne Berufsbildung.

Checkliste: Welche Weiterbildung die Arbeitsagenturen fördern (pdf-Datei)


Quelle: Meldung des DGB vom 20. Juli 2009


Schlagworte zu diesem Beitrag: Öffentliche Beschäftigungspolitik, Berufliche Weiterbildung
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 20.07.2009

Quelle: www.netzwerk-weiterbildung.info
Druckdatum: 29.03.2024