Nachrichten-Archiv

Zurück zur Übersicht

Qualifizierung während Kurzarbeit

Angebote bisher kaum genutzt

Mittel in Milliardenhöhe stehen unter anderem bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) bereit, damit Unternehmen ihre Beschäftigten während der Kurzarbeit weiterbilden können – nur nutzen die Arbeitgeber die Angebote bisher kaum. Millionen ArbeitnehmerInnen sind in Kurzarbeit, aber gerade einmal 10 000 bis 15 000 von ihnen sind in geförderter Qualifizierung.

Neben der Ausweitung des Kurzarbeitergeldes sei aber gerade die Qualifizierung wichtig, „damit die Beschäftigten im nächsten Aufschwung richtig durchstarten können“, betont DGB-Vorstand Annelie Buntenbach. Doch genau hier habe „die Koalition die ursprünglich richtigen Anreize im letzten Moment selbst in Frage gestellt“, so Buntenbach. „Nach der Neuregelung bei ‚Kurzarbeit Plus’ werden Arbeitgeber nach sechs Monaten Kurzarbeit vollständig von den Sozialabgaben befreit – und zwar auch dann, wenn sie die Kurzarbeit nicht zu Qualifizierungszwecken nutzen. Bei der Vermeidung von Arbeitslosigkeit mag das helfen, doch eine stringente Qualifizierungsstrategie sieht anders aus. Außerdem sind bei dieser Art Beitragssubventionierung hohe Mitnahmeeffekte zu befürchten“, meint Buntenbach.

Obwohl die Unternehmen „im besten Fall so gut wie nichts für die Maßnahme zahlen“, beginnen die Firmenleitungen oft „erst jetzt, sich Gedanken über Personalentwicklung und betriebliche Weiterbildung zu machen“, erklärt DGB-Arbeitsmarktexperte Wilhelm Adamy. Das bestätigt auch Jörg Poguntke vom Berufsfortbildungswerk des DGB (bfw). Selbst größere Unternehmen seien in der Personalentwicklung nicht immer so aufgestellt, dass sie den Qualifizierungsbedarf ihrer Belegschaft bereits kennen. Beim bfw habe man die Erfahrung gemacht, „dass die meisten erleichtert durchatmen, wenn wir ihnen sagen, dass wir sie vom ersten Schritt an begleiten“, so Poguntke.

Ein bfw-Kunde, der zeigt, wie es richtig geht: die Hydro Aluminium Deutschland GmbH. Im Rheinwerk in Neuss sind inzwischen zehn Qualifizierungsmaßnahmen gelaufen, über 150 Beschäftigte in Kurzarbeit wurden weitergebildet. Die angebotenen Module reichen von betrieblichen Geräteführerscheinen bis zu EDV-Kursen.

Für die Werksleitung ist das nur der erste Schritt: Weitere Angebote sind schon in Vorbereitung. Das bfw sieht deshalb nicht schwarz für das Konzept Kurzarbeit und Qualifizierung. Die endgültige Entscheidung über die Förderung ist seitens der Politik erst im Februar gefallen. Und bei vielen Maßnahmen können von der Erstberatung bis zum Start durchaus drei bis vier Monate vergehen. Weitere Unternehmen dürften also noch folgen. Das bfw empfiehlt Betriebsräten, aktiv zu werden und kostenlose Beratungsangebote wie die des bfw zu nutzen.


Quelle: einblick 13/09


Schlagworte zu diesem Beitrag: Berufliche Weiterbildung, Öffentliche Beschäftigungspolitik, Qualifizierung
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 19.07.2009

Quelle: www.netzwerk-weiterbildung.info
Druckdatum: 28.03.2024