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Gewerkschaften, Arbeitgeber und Länder einigen sich auf einen Deutschen Qualifikationsrahmen

Zum DQR Kompromiss dazu ein Interview mit Klaus Heimann von der IG Metall. Dabei geht es um die Einordnung und Bewertung des jetzt vorgelegten Vorschlags.


Es gibt eine Überraschung bei der Debatte um einen Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR): Ein gemeinsamer Vorschlag liegt auf dem Tisch und zwar von den Gewerkschaften, den Arbeitgebern und den Ländervertretern im Hauptausschuss. In einer Mammutsitzung in Berlin wurde das Kunststück vollbracht. Zum Ergebnis hier das Interview mit Klaus Heimann, dem Bereichsleiter Jugend und Bildung, bei der IG Metall in Frankfurt.

WAP
Jetzt gibt es einen gemeinsamen Vorschlag für einen Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) der Arbeitgeber, Gewerkschaften und der Wirtschaftsminister der Länder. Ist das nicht eine große Überraschung?

Klaus Heimann
Ja. Er ist auch nur zustande gekommen, weil alle Beteiligten aufeinander zugegangen sind und sich bewegt haben. Man muss deutlich sagen, das ist ein Kompromiss, der auch uns nicht leicht gefallen ist. Man wird sehen, ob er auch in der Politik durchsetzbar ist.

WAP
Warum tut die IG Metall sich so schwer?

Klaus Heimann
Seit geraumer Zeit haben wir die europäische Debatte um einen Qualifikationsrahmen kritisch begleitet. Wir hatten und haben auch immer noch die Befürchtung, dass am Ende aller Tage nicht mehr Bildung für die Menschen in Europa rauskommt, sondern weniger. Nicht von der Hand zu weisen, ist auch, dass die öffentliche Verantwortung in der Bildung geschwächt wird und kommerzielle Interessen die Oberhand gewinnen. Trotz der nicht unbeträchtlichen Risiken, haben wir uns entschlossen, in die nationale Debatte um den DQR mit einzusteigen. Dieses Projekt ist einfach zu wichtig, als dass die IG Metall es einfach ignorieren kann. Wir haben uns eingebracht in eine sehr gut arbeitende DGB-Gruppe, die erfolgreich die gewerkschaftlichen Interessen koordiniert hat.

WAP
Welche Rolle hat das BIBB dabei gespielt?

Klaus Heimann
Die Vertreter der beruflichen Bildung haben früh erkannt, dass sie ihre Interessen gegenüber der Hochschule und den Schulen nur dann wirksam vertreten können, wenn sie möglichst geschlossen auftreten. Deshalb wurde eine Arbeitsgruppe beim Parlament der beruflichen Bildung, dem BiBB-Hauptausschuss, eingerichtet. Diese Arbeitsgruppe hat den DQR vorbereitet und wichtige Verständigungen herbeigeführt.

WAP
War die Arbeit dort im Konsens?

Klaus Heimann
Weitgehend ja. Am Ende haben allerdings die Arbeitgeber versucht, ihre Interessen alleine gegenüber den Ländern und dem Bund durchsetzen. Sie mussten aber schnell erkennen, dass sie letztlich damit keinen Erfolg hatten. Unter dem Eindruck der Beratungen in der DQR-Begleitgruppe mit den Hochschul- und Schulvertretern wurde ein strategischer Schwenk vollzogen, der jetzt zum gemeinsamen Entwurf eines DQR geführt hat.

WAP
Was haben die Gewerkschaften erreicht, wo mussten sie Abstriche hinnehmen?

Klaus Heimann
Den Arbeitnehmervertretern ist es bislang gelungen, vor allem das Thema Gestaltung von Arbeit, Arbeitsumgebungen und Arbeitsprozesse in die Beschreibung der Niveaus und insbesondere beim Thema Sozialkompetenz zu integrieren. Da steckt für uns jetzt vielmehr drin als im regierungsamtlichen Entwurf. Nicht durchgesetzt haben wir uns mit der Forderung die Niveaustufen von acht auf fünf zu reduzieren.

Im Übrigen gibt es gemeinsame Leitlinien zur Gestaltung eines DQR. Das sind Transparenz, Gleichwertigkeit und Durchlässigkeit und das Ziel Impulse für Qualitätsentwicklung zu geben. Auch bei den Begriffen, die in einem DQR zu verwenden sind gab es Übereinstimmung.

WAP
Wie geht es jetzt weiter?

Klaus Heimann
Wir sind noch lange nicht am Ende des Arbeitsprozesses zum DQR. Der jetzige Vorschlag ist eingebracht und wird erstmals im September beraten. Natürlich ist nicht gesagt, dass Bund und Länder den Vorschlag akzeptieren. Wird er abgelehnt, dann müssen die Akteure in der beruflichen Bildung neu nachdenken. Aber jetzt schauen wir erst einmal wie der Vorschlag aufgenommen wird.


Quelle: WAP (Weiterbilden - Ausbilden -Prüfen), Homepage der IG Metall vom 14. 07. 2008


In den DQR-Tabellen werden die 8 Kompetenzstufen beschrieben. In der DQR-Matrix werden die Fachkompetenz als Wissen und Fertigkeiten und die Personale Kompetenz als Sozialkompetenz und Selbstkompetenz für alle 8 Kompetenzstufen beschrieben.

Verweise zu diesem Artikel:
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 22.07.2008