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Teilnehmerzahl stabil – Förderung rückläufig

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) spart eisern weiter – bei der Förderung der beruflichen Weiterbildung

Die Teilnehmerzahlen im Bereich der Förderung der beruflichen Weiterbildung (FbW) haben sich in den ersten Monaten 2006 auffällig stabilisiert. Der Abstand zu den Vorjahreswerten ist im März mit einem Minus von 6,6% oder 7.695 weniger TeilnehmerInnen der niedrigste Rückgang seit 2003. Weiterhin nicht erfasst werden die Förderdaten der Optionsgemeinden.

Die Neueintritte übertreffen mit 29.634 (Jan. – März 2006) den Vergleichwert von 2005 (17.162 Neueintritte) um über 70%. Steigende Neueintritte treffen mit einem Rückgang der absoluten Teilnehmerzahl zusammen. Dieser scheinbare Widerspruch spiegelt den Trend zu zeitlich kürzeren Maßnahmen wider. 2004 hielten sich die Neueintritte (185.041) und der durchschnittliche Teilnehmerbestand (184.418) fast die Waage. Bereits 2005 übertreffen die Neueintritte (131.521) den durchschnittlichen Teilnehmerbestand (114.350) um 15%.

Kürzere Maßnahmen erfordern wesentlich mehr TeilnehmerInnen, wenn die durchschnittliche Teilnehmerzahl gehalten werden soll. Die jedoch ist wichtig, um bei den Trägern eine gewisse Planungssicherheit und eine wirtschaftliche Betriebsgröße zu erreichen.



Betrachten wir die Teilnehmerzahlen nach dem SGB III und II getrennt, ergibt sich ein anderes Bild. Die Förderung durch die BA im Rahmen des SGB III ist weiter rückläufig und erreicht mit 68.914 TeilnehmerInnen im März 2006 einen neuen Tiefpunkt.

Bis zur Jahresmitte 2005 war die Förderung aus Mitteln des SGB II mit 12.220 TeilnehmerInnen im Juni 2005 sehr niedrig. Bis zum Dezember 2005 stieg die Teilnehmerzahl auf 45.795 kontinuierlich an. Bereits in den ersten drei Monaten 2006 ist die Teilnehmerzahl auf 39.396 gesunken. Offensichtlich spielt die berufliche Weiterbildung in den Arbeitsgemeinschaften insgesamt eine untergeordnete Rolle in der Förderung der Erwerbslosen.

Die Förderung aus dem SGB II hat den weiteren Niedergang der beruflichen Weiterbildung in der Förderpraxis der BA zunächst aufgehalten. Der erneute Rückgang der Teilnehmerzahlen zu Beginn des Jahres 2006 sowohl im Rahmen des SGB III wie auch des SGB II lassen eine Änderung der Geschäftspolitik der BA nicht erkennen.



Trainingsmaßnahmen – Auslaufmodell oder Nischenprodukt?

Noch 2003/2004 waren Trainings- und Eignungsfeststellungsmaßnahmen der Renner der aktiven Arbeitsmarktpolitik der BA. Die berufliche Weiterbildung sei ineffizient und zu teuer, hieß es aus der BA. Kurze Trainingsmaßnahmen dagegen billiger und zielgenau.

Diese fehlerhafte Einschätzung hatte nur eine kurze Lebensdauer. Man schaue sich die aktuellen Teilnehmerzahlen an. Die durchschnittliche Teilnehmerzahl (100.000 im Monat) in den Jahren 2003/2004 hat sich inzwischen halbiert. 50.810 TeilnehmerInnen im März 2006, das ist der niedrigste Vergleichswert seit 2003. Während die Teilnehmerzahl in den Vorjahren zu Jahresbeginn üblicherweise anstieg, fällt sie im März 2006 gegenüber dem Februar 2006 um gut 13 % niedriger aus.



Die Betrachtung nach den Förderbereichen SGB III und II verstärkt diesen Eindruck. Im Bereich des SGB III spielen die Trainingsmaßnahmen kaum noch eine Rolle. Im Februar 2006 zählte die BA hier 24.835 TeilnehmerInnen. Das ist ein Rückgang gegenüber dem Vorjahreswert von 40.064 von gut 38 %.

Wenn Trainingsmaßnahmen als Teil der aktiven Arbeitsmarktpolitik weiter bestehen bleiben, dann durch die Förderung im Rahmen des SGB II. Bereits 2005 kam die Hälfte der TeilnehmerInnen aus dem Förderbereich SGB II. Diese Tendenz wird sich 2006 weiter verstärken. Für Erwerbslose aus dem Bereich SGB III ist diese Förderung offensichtlich kaum noch vorgesehen.



Ausgaben der BA für die berufliche Weiterbildung

Der Rückgang der Förderung der beruflichen Weiterbildung für Bezieher des Alg I zeigt sich deutlich in den Ausgaben der BA für die berufliche Weiterbildung und Trainingsmaßnahmen.

Die Ausgaben für beide Bereiche haben sich 2005 mehr als halbiert. Für die berufliche Weiterbildung verbuchte die BA 654 Millionen Euro, für Trainingsmaßnahmen 179 Millionen Euro. Bei der beruflichen Weiterbildung bedeutet das gegenüber 2004 einen Rückgang von 786 Millionen Euro oder 54,6%, bei Trainingsmaßnahmen sind es 317 Millionen Euro oder 63,9%.



Sollte die berufliche Weiterbildung im Rahmen der Evaluierung der Instrumente der aktiven Arbeitsmarktpolitik positiv bewertet werden, steht die BA vor einem neuen Problem. Dann hat sie es in nur wenigen Jahren geschafft, ein sinnvolles Instrument zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit kaputt zu sparen. Berufliche Weiterbildung lässt sich nicht wie die Produktion von Kunststoffen „aus dem Boden“ stampfen.

Bis dahin wird die BA, so ist zu vermuten, weiter an Bildung „sparen“.


Quelle: Eigenbericht Netzwerk-Weiterbildung

Sie können die aktuellen Zahlen der Förderung der beruflichen Weiterbildung durch die BA hier als exc-Datei herunterladen.

Verweise zu diesem Artikel:
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 30.04.2006

Quelle: www.netzwerk-weiterbildung.info
Druckdatum: 29.03.2024