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Kosten, Nutzen, Finanzierung beruflicher Weiterbildung

Dem lebenslangen Lernen wird ein zentraler Stellenwert im Hinblick auf die Bewältigung der technischen, wirtschaftlichen, demographischen und gesellschaftlichen Veränderungen zugeschrieben. Berufliche Weiterbildung stellt einen wesentlichen Bestandteil des lebenslangen Lernens dar. An der Finanzierung beruflicher Weiterbildung sind die Betriebe, der Staat, die Bundesagentur für Arbeit und die Privatpersonen beteiligt. Dabei mehren sich Forderungen nach neuen Finanzierungssystemen in der Weiterbildung und vor allem auch nach größerer Eigenverantwortung des Einzelnen. Die Expertenkommission Finanzierung Lebenslangen Lernens hat in ihrem Schlussbericht unterschiedliche Vorschläge zur Finanzierung beruflicher Weiterbildung vorgelegt. Hieran knüpft die BIBB-Fachtagung „Kosten, Nutzen, Finanzierung beruflicher Weiterbildung“ an.

Im Rahmen der vom BiBB organisierten Fachtagung hielt Frau Dr. Gertrud Kühnlein von der
Sozialforschungsstelle Dortmund einen Vortrag über die

„Bedeutung der Arbeitsmarktreform für die berufliche Aus- und Weiterbildung“.

Als Merkmale der Neuorientierung der arbeitsamtgeförderten beruflichen Weiterbildung nennt sie insbesondere:
  • Stärkung der Eigenverantwortung von BildungsinteressentInnen/TeilnehmerInnen
  • Wettbewerbsorientierung (Stärkung der „Marktmacht“ von Nachfragern)
  • Neue Vergabeverfahren: Einführung von Bildungsgutscheinen
  • Erhöhung der „Marktnähe“ des Angebotes
  • Vorrang für kürzere und kostengünstigere Qualifizierungseinheiten,Modularisierung
  • Wirkungs-/Effizienzorientierung (Festlegung einer prognostiziertenVerbleibsquote von mind. 70%)
Sie zeigt dann den dramatischen Rückgang der TeilnehmerInnen an Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung bei der Bundesagentur für Arbeit auf. Nicht einmal 3 Jahre „Hartz-Reformen“ führten zu einem Rückgang von etwa 68% von April 2002 bis April 2005.


Folgen der neuen Förderpolitik der BA für die berufliche Aus- und Weiterbildung sind für Dr. Kühnlein insbesondere:
  1. Abkehr vom klassischen Bildungsbegriff zugunsten von Trainingund Qualifizierung –Abkehr vom Berufsprinzip?
  2. Wandel des Bezugssystems der Qualifizierungsmaßnahmen:Vermittlungsvorrang in Ausbildung oder Arbeit im 1. Arbeitsmarkt
  3. Perspektivenwechsel: prioritäreOrientierung von Bildung aufkurzfristige Wirkungen
  4. Funktionswandel: von der Bildung zur Bildungsdienstleistung
  5. Bildung im Wertewandel: Marginalisierung von (Weiter-)Bildungals einem Instrument der aktiven Arbeitsmarktpolitik
  6. Ausgrenzung statt Inklusionsperspektive –Bildung nur für „Leistungsstarke“?
Sie können die Präsentation von Frau Dr. Kühnlein hier als pdf-Datei herunterladen.

Weitere Informationen zur Tagung erhalten Sie auf der Homepage des BiBB, dort können auch weitere Beiträge heruntergeladen werden.

Verweise zu diesem Artikel:
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 16.06.2005