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Qualifiziert für neuen Job - Umfrage belegt: Weiterbildung ist mehr als ein Strohhalm

Wenn Arbeitslose die Schulbank drücken, garantiert das nicht die Rückkehr ins Arbeitsleben, aber die Chancen sind wesentlich besser. Das belegt eine Studie des Progress-Instituts für Wirtschaftsforschung (PIW) Bremen/Teltow. Befragt hatte das PIW Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Jahrgang 2002, und zwar gut sechs Monate nach Lehrgangsende. Auftraggeber war der Bundesverband der Träger beruflicher Bildung (BBB). Er wollte Klarheit über den Integrationserfolg durch Weiterbildung.

Die geförderte berufliche Weiterbildung alten Zuschnitts war offensichtlich nicht so ineffient, wie in der Debatte 2002 unterstellt wurde. Der PIW-Studie zufolge absolvierten 50,9 Prozent eine Anpassungsfortbildung, 29,2 Prozent eine Umschulung, 5,2 Prozent eine Qualifizierung zur Existenzgründung und 14,7 Prozent andere Maßnahmen, etwa als Berufsrückkehrerinnen. Zum Verbleib bis sechs Monate nach Ende der Maßnahmen ermittelte die Befragung, dass 50,3 Prozent einen Job gefunden haben, 2,3 Pro-zent haben sich selbstständig gemacht, knapp fünf Prozent gingen anschließend in weiterführende Ausbildungen an Schulen, Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen. Aber34,4 Prozent blieben auch nach der beruflichen Weiterbildung arbeitslos.

Endete die Weiterbildung mit einem staatlich anerkannten Berufsabschluss, war die Rückkehr für 67,1 Prozent der Teilnehmer erfolgreicher als für Teilnehmer an Maßnahmen mit der bloßen Bescheinigung über einzelne Ausbildungsinhalte. Die schwierige Situation auf dem Arbeitsmarkt spiegelt sich in Zahlen über die Arbeitsbedingungen wider: Die berufliche Stellung habe sich bei 22,5 Prozent der Teilnehmer verbessert, und knapp ein Fünftel konnte ein höheres Einkommen erzielen. Aber fast jeder Zweite gab an, dass sich trotz der Weiterbildung das neue Einkommen reduziert habe.

In der Einschätzung der Teilnehmer über die Nützlichkeit der Weiterbildung überwiegt Positives: Den meisten habe die Maßnahme das Selbstvertrauen gestärkt. Und 46,9 Prozent gaben an, dass sie aufgrund der Qualifizierung neue berufliche und persönliche Perspektiven sähen, nur 19,5 Prozent gaben an, dass ihnen die Teilnahme kaum geholfen habe. Die Qualität der geförderten beruflichen Weiterbildung kommt in den Bewertungen gut weg.

Die Studie veranlasst PIW-Geschäftsführer Axel Troost, die neue Ausrichtung auf kurzzeitige Weiterbildung über Bildungsgutscheine zu kritisieren. Damit werde mehr Wettbewerb und Transparenz suggeriert. Nach seiner Einschätzung sei die Transparenz eher zurückgegangen. Die Bildungsträger selber beklagen die Kurzsichtigkeit der rot-grünen Arbeitsmarktpolitik. BBB-Vorsitzender Rudolf Helfrich sieht in den Hartz-Gesetzen einen fiskalischen Flurschaden. Besonders betroffen von den Einschränkungen seien Problemgruppen unter den Arbeitslosen, die mit Weiterbildung ihre Beschäftigungsfähigkeit verbessern müssten.

Quelle: verdi News 7/2004 vom 24. April 2004



Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 26.04.2004