Allgemeine und politische Weiterbildung

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Baden-Württemberger bilden sich vornehmlich an der Volkshochschule:

Volkshochschulen haben die höchste Zahl an Unterrichtsstunden seit 30 Jahren

Der positive Trend an den Volkshochschulen hielt auch 2009 an: Sowohl die Zahl der Unterrichtsstunden als auch die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer lag im Jahr 2009 rund zwei Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Die Volkshochschulen verzeichnen damit die höchste Zahl an Unterrichtsstunden seit 1980. Die 175 Volkshochschulen in Baden-Württemberg mit ihren 718 Außenstellen sind gefragte Bildungseinrichtungen: In den vergangenen fünf Jahren wuchs die Teilnehmerzahl um 6,4 Prozent.

Während bei den Unterrichtseinheiten der Fachbereich Sprachen mit 42,7 Prozent die Spitzenposition einnimmt, hat der Fachbereich Gesundheit die weitaus höchste Teilnehmerzahl.

In 2009 erhöhte sich die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aller Veranstaltungen im Vergleich zum Vorjahr um rund 42.000. So haben 2009 insgesamt 2.113.772 Interessierte mehr als 134.000 vhs-Veranstaltungen besucht. Damit bildet sich jeder Fünfte in Baden-Württemberg an einer vhs.

Die Zahl der geleisteten Unterrichtsstunden stieg um 53.330 auf insgesamt 2.692.178. Lediglich im Bereich Kultur - Gestalten ist ein geringer Rückgang von 2,4 Prozent zu verzeichnen.

Die Nachfrage nach Kursen war im Bereich Gesundheit mit 38,9 Prozent am höchsten, gefolgt von dem Bereich Sprachen mit 26,1%. Den Bereich Kultur - Gestalten fragten 15,7 Prozent nach, den Bereich Arbeit - Beruf 9,2 Prozent, den Bereich Politik - Gesellschaft – Umwelt 8,2 Prozent und den Bereich Grundbildung - Schulabschlüsse 1,9 Prozent.

Die höchste Steigerungsrate hat der Programmbereich Grundbildung - Schulabschlüsse: Um 29 Prozent stieg die Anzahl der Kurse und um rund 16 Prozent die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. „Diese Zahl macht deutlich, dass viele Menschen für ihren beruflichen Erfolg eine zweite Chance brauchen“, so Verbandsdirektor Dr. Hermann Huba. 3.581 Teilnehmerinnen und Teilnehmer holten 2009 auf dem zweiten Bildungsweg ihr Abitur an der Volkshochschule nach.

Tatsache ist, dass die Volkshochschulen anhaltend einen immer größeren Anteil ihrer Arbeit selbst finanzieren: 2009 stieg der Eigenfinanzierungsanteil erneut um 0,8 Prozent auf insgesamt 66 Prozent im Landesdurchschnitt. Dieser hohe Eigenfinanzierungsanteil in Baden-Württemberg beinhaltet einen Anteil der Teilnahmegebühren an der Finanzierung der vhs-Arbeit von 57,4 Prozent. Bundesweit liegt der Anteil der Teilnahmegebühren an der Finanzierung der vhs-Arbeit lediglich bei 39,4 Prozent, das bedeutet eine Differenz von 18 Prozent.

Einen leichten Zuwachs gab es bei den Zuschüssen der Kommunen (1,8 Prozent) und Landkreise (3,7 Prozent). Der Zuschuss des Landes stieg um knapp 2 Prozent. „Diese Erhöhung ist erfreulich, aber sie reicht bei Weitem nicht aus, die erhöhte soziale Selektivität des Bildungssystems in Baden-Württemberg in der Weiterbildung aufzuhalten“, macht Huba deutlich. „Eigentlich müssten sich Menschen aus allen sozialen Schichten und Milieus Weiterbildung leisten können.“

Deshalb thematisiert die bildungspolitische Position des Volkshochschulverbands im Rahmen der Enquête des Landtags „Fit für das Leben in der Wissensgesellschaft – Berufliche Schulen, Aus- und Weiterbildung“ auch den Umfang der Landesförderung. „Die institutionelle Landesförderung muss schrittweise, aber rasch von derzeit lediglich noch 5,6 Prozent (ohne Lehrer-Programm) der Gesamtfinanzierung auf das Niveau des Bundesdurchschnitts, also auf rund 14 Prozent angehoben werden“, erklärt Huba. In der Forderung, das bundesdurchschnittliche Niveau zu erreichen, weiß sich der Volkshochschulverband Baden-Württemberg und seine Mitgliedsvolkshochschulen einig mit den Einrichtungen der konfessionellen Erwachsenenbildung und der Kirchlichen Landesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung, KILAG.

Die Neuregelungen bei den Integrationskursen wurden eingeführt, weil dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge bis zum Ende des Jahres voraussichtlich rund 30 Millionen Euro an Haushaltsmitteln fehlen, um die Integrationskurse in derselben Weise wie bisher zu fördern. Die neuen Regelungen seit März 2010 sollen die Aufwendungen für die Integrationskurse deutlich reduzieren. Die Auswirkungen sind nicht nur in pädagogischer Hinsicht gravierend, sondern konterkarieren geradezu die Grundprinzipien des Integrationsgedankens. Im Koalitionsvertrag vom 26.10.2009 wurde auf die Bedeutung der Sprache für die Integration hingewiesen: „Das Beherrschen der deutschen Sprache ist Grundvoraussetzung für Bildung und Ausbildung, für Integration in den Beruf, für Partizipation und sozialen Aufstieg. Wirksamstes Instrument der Sprachförderung des Bundes sind die Integrationskurse.“
Die Neuregelungen hingegen bewirken, dass rund 30.000 Integrationswillige, bereits länger in Deutschland lebende Migrantinnen und Migranten, damit rechnen müssen, in diesem Jahr keine Kurszulassung mehr zu bekommen.
Darüber hinaus können jene Integrationskursteilnehmerinnen und -teilnehmer, deren Sprachkompetenz nach 600 Unterrichtsstunden noch nicht auf dem A2-Niveau liegt, keine Wiederholungsstunden mehr beantragen. Auch bei den Alphabetisierungskursen wird gespart. Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden wieder in größeren Gruppen unterrichtet, was dem Lernfortschritt deutlich entgegensteht.

Die Einbürgerungszahlen gehen leicht zurück. So verzeichnen die Volkshochschulen 2010 im ersten Quartal 900 Einbürgerungstests weniger als im ersten Quartal 2009.

Der Volkshochschulverband fördert im Rahmen des Projekts „Bildungsnetz mit kleinen und mittleren Unternehmen“ die Weiterbildung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kleiner und mittlerer Unternehmen in Baden-Württemberg. Das dreijährige Projekt wird durch das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds unterstützt. Um das Ziel „Weiterbildung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“ rasch zu erreichen, werden unter anderem durch Veranstaltungen Netzwerke mit Verantwortlichen in Firmen geknüpft. Zum ersten „Unternehmer-Frühstück“ am 12. Mai 2010 kamen mehr als 100 Unternehmensvertreter aus dem Landkreis Göppingen.
Die aktuelle Auswertung der Umfrage des Volkshochschulverbands bei kleinen und mittleren Unternehmen zeigt, dass der weit überwiegende Qualifizierungsbedarf, nämlich durchschnittlich mehr als 50 Prozent, bei den so genannten Softskills gesehen wird, also unter anderem im Bereich der Kommunikationsfähigkeit, Selbstständigkeit, Führungsfähigkeit, Teamentwicklung.

An verschiedenen Volkshochschulen im Land nehmen Eltern die Kurse zur Steigerung der Erziehungskompetenz durch das Programm „Stärke“ gut an: zum Beispiel an der vhs Südliche Bergstraße, an der vhs Karlsruhe, an der vhs Altshausen – Aulendorf. Der Volkshochschulverband fordert deshalb, dass das auf vier Jahre angelegte Projekt „Stärke“ mindestens bis 2013 verlängert wird. Zudem sollte „Stärke“ in Kooperation mit Hebammen weiteren Eltern bekannt gemacht und von Gemeinden und Kommunen intensiv auch mit Werbung unterstützt werden.

Das gemeinsame Bildungsnetzwerk vhs & Schule des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg und des Volkshochschulverbands ist bereits weitgehend umgesetzt. Rund die Hälfte aller Volkshochschulen kooperiert mit Schulen. Das Ministerium unterstützt mit „Mitteln für Sofortmaßnahmen der Weiterbildung“ exemplarisch zwei Projekte in Göppingen: eines an einer Förderschule, das andere an einer Hauptschule.
Die Schülerinnen und Schüler erwerben Wirtschaftswissen, das sie auf einen zukünftigen Arbeitsplatz vorbereitet, und sie erwerben ein Zertifikat, das ihnen den beruflichen Einstieg erleichtern kann. Das Projekt wird auch an anderen Schulen in Göppingen realisiert.


Quelle: Pressemitteilung des Volkshochschulverband Baden-Württemberg e. V. vom 28. Juni 2010


Sie können die Pressemeldung hier als pdf-Datei herunterladen.


Schlagworte zu diesem Beitrag: Volkshochschule, Weiterbildung
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 29.06.2010