Lebenslanges Lernen

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Gute Arbeit und lebenslanges Lernen – das Versagen der Weiterbildung in Deutschland

Die Notwendigkeit von Weiterbildung und Lebenslangem Lernen wird heute von niemandem mehr ernsthaft in Frage gestellt. Sie gilt nicht nur als Schlüssel für die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft, sondern auch als Voraussetzung für die individuelle Bewältigung der sich permanent verändernden Anforderungen in der Arbeitswelt. Bildung als eine „Investition“ zu betrachten, die sich „lohnt“, die sowohl individuell als auch für Unternehmen und die Gesellschaft nützlich ist und Vorteile bringt, steht dabei im Vordergrund. Fähigkeiten und Kompetenzen (weiter) zu entwickeln und in Arbeitsprozesse einzubringen hat aber auch einen zentralen Stellenwert für die Bewertung der Arbeitssituation und für den subjektiven Bezug auf die Arbeit durch die Beschäftigten. Dies zeigen einschlägige Befragungen. Sie sind damit ein wichtiger Baustein für „Gute Arbeit“.

Professor Dr. Ernst Kistler, Direktor des Internationalen Instituts für Empirische Sozialökonomie (INIFES, gGmbH) Stadtbergen, widmet sich in dem vorliegenden Beitrag u.a. der Frage, welchen Stellenwert Weiterbildung in der Vorstellung der Beschäftigten von Guter Arbeit hat und ob die Weiterbildungspraxis diesen Ansprüchen genügt.

Vorliegende Studien über Weiterbildung in Deutschland zeigen eine deutliche Übereinstimmung hinsichtlich der identifizierten Problembereiche: Feststellbar sind insgesamt eine eher geringe und z.T. sinkende Weiterbildungsbeteiligung sowie eine hohe Selektivität bezüglich bestimmter Gruppen. Die bisherige Praxis begünstigt Gruppen, die bereits hohe schulische und berufliche Abschlüsse vorweisen und zumeist auf den oberen Hierarchiestufen anzutreffen sind. So wird die Ungleichheit von Bildungschancen auch bei der Weiterbildung perpetuiert und das Potenzial für Innovationen nicht ausgeschöpft. Vor dem Hintergrund der Zunahme sog. Atypischer Beschäftigungsverhältnisse ist vor allem die geringe Teilnahmequote von befristet Beschäftigten und ZeitarbeiterInnen bedenklich. Außerdem ist die Aufforderung, Ältere verstärkt als Zielgruppe von Weiterbildung zu begreifen, noch überwiegend nicht umgesetzt. Auch international vergleichende Studien lassen die Situation in Deutschland in keinem guten Licht erscheinen: Es reicht nur für einen Platz im hinteren Mittelfeld der europäischen Länder; weit hinter den Spitzenreitern aus Skandinavien, aber auch noch hinter den meisten westeuropäischen Staaten. Aus der Analyse und den Befunden leitet der Autor die Forderung nach einem allgemeinen Weiterbildungsgesetz des Bundes und nach einer stufenweisen Einführung einer Weiterbildungsabgabe der Betriebe ab.


Quelle: Vorwort der Broschüre „Gute Arbeit und lebenslanges Lernen – das Versagen der Weiterbildung in Deutschland“ der Friedrich Ebert Stiftung, WISO Diskurs April 2010.

Die vollständige Broschüre können sie hier als pdf-Datei herunterladen.


Schlagworte zu diesem Beitrag: Lebenslanges Lernen, Berufliche Weiterbildung
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 11.02.2011

Quelle: www.netzwerk-weiterbildung.info
Druckdatum: 28.03.2024