Förderung der beruflichen Weiterbildung

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ver.di: Gründungszuschuss muss bleiben!

Die Bundesregierung plant im Zuge einer neuerlichen Reform der arbeitsmarktpolitischen Instrumente, faktisch die derzeitige Gründungsförderung abzuschaffen. Am 25. Mai will das Bundeskabinett beschließen, die Mittel für die Existenzgründungsförderung radikal auf ein Viertel zu kürzen. Der Gründungszuschuss soll von der Pflichtleistung zur Ermessensleistung werden. Statt bisher neun sollen nur noch sechs Monate gefördert werden. Außerdem sollen nur noch solche Arbeitslose die Förderung erhalten können, die mindestens noch 180 Tage Anspruch auf Arbeitslosengeld 1 haben, was den Fördereffekt gegen Null gehen ließe. Damit stünde die Existenzgründungsförderung aus Mitteln der Arbeitslosenversicherung trotz nachgewiesenen Erfolges vor dem Aus.


Die ver.di-Forderungen

ver.di will den Anspruch auf Gründungszuschuss erhalten. Mehr noch: Er soll auch für Empfänger/innen von ALG II (sog. "Hartz IV") zum Bestandteil der Existenzgründungsleistungen werden. Und: Schon die bisherige Gründungsförderung über neun Monate ist für eine Existenzgründungsphase zu knapp bemessen und kann allenfalls die Untergrenze für die Förderung sein. Notwendig sind zudem eine finanzielle Unterstützung bei der Beschaffung von Sachgütern und der gesicherte Zugriff auf flankierende Leistungen wie Beratung, Qualifizierung, Coaching. Eine Existenzgründung birgt erhebliche finanzielle und soziale Risiken. Wer sich dennoch dafür entscheidet, ist meist auf eine Unterstützung in der Anfangsphase angewiesen.


Erfahrungen mit dem Gründungszuschuss: Susanne M., freiberufliche Dozentin/Trainerin


„Ohne die Aussicht auf die Förderung durch den Gründungszuschuss und weitere Instrumente – etwa ein Gründercoaching – hätte ich diesen Schritt nicht gewagt.“


Bereits während meines Pädagogikstudiums habe ich praktische Erfahrungen als Tutorin, Dozentin und Seminarleiterin gesammelt. Ich organisierte Tagungen, arbeitete mit Studenten, coachte Mitarbeiter in Unternehmen – das alles hat mich immer darin bestärkt, dass mir eigenverantwortliches und projektbezogenes Arbeiten liegt. Gerade die Abwechslung der Zielgruppen, Themen, Auftraggeber und die immer neuen Methoden sind für mich Ansporn und Motivation zugleich.
Der Gedanke daran, mich selbstständig zu machen, reifte also schon im Studium.

Auch die Übergangszeit zwischen Hochschule und erster Festanstellung habe ich durch unterschiedliche Honorartätigkeiten überbrückt. Doch als Berufseinsteigerin reichten die Aufträge zum Überleben nicht. Um eine finanzielle Basis zu schaffen und nebenbei einen Kundenstamm aufzubauen, nahm ich eine Teilzeitstelle an. Was ich schnell merkte: Sich freiberuflich etablieren und einer Festanstellung nachzugehen, die immer mehr Ressourcen fordert als Stunden vereinbart sind – das klappt nicht.

Die Aufgabenschwerpunkte in dieser Festanstellung entsprachen auch zunehmend nicht mehr meinen eigenen beruflichen Zielen und meiner Ausbildung, waren thematisch sehr eng gefasst. Hinzu kam das ständige Zittern, ob die Befristung aufgehoben bzw. der jährliche Vertrag wieder verlängert wird.

Im Herbst letzten Jahres bin ich aus diesen Strukturen ausgestiegen – und habe den dritten (!) mir angebotenen Jahresvertrag nicht mehr angenommen. Derzeit bin ich also dabei, meinen Kundenstamm auf- und auszubauen, Konzepte zu schreiben, die Selbstständigkeit zu planen und bereits als freiberufliche Dozentin/Trainerin zu arbeiten. Ohne ALG I und die Aussicht auf die Förderung durch den Existenzgründungszuschuss und weitere Instrumente – etwa ein Gründercoaching – hätte ich diesen Schritt nicht gewagt.

Ich bin optimistisch, dass ich noch diesen Sommer den Weg in die Selbstständigkeit gehen werde, sofern mir der Zuschuss gewährt wird. Aus dem Erfahrungsaustausch mit freien Dozenten weiß ich, dass es eine Anfangsphase braucht, um sich am Markt zu etablieren. Ist die geschafft, kann ich mir meinen Lebensunterhalt selbst erarbeiten.


Weitere Informationen finden sie auf der ver.di Homepage der Selbstständigen in ver.di


Schlagworte zu diesem Beitrag: Freiberufler/Selbstständige
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 16.05.2011

Quelle: www.netzwerk-weiterbildung.info
Druckdatum: 28.03.2024