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.info netzwerk-weiterbildung 05/10

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Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen,

wer keine guten Nachrichten hat, der schnitzt sich welche. In unserem Fall handelt es sich um das Deutsche Institut fuer Erwachsenenbildung. In der neuesten Ausgabe der FAKTEN zur Entwicklung in der Weiterbildung erklaert das Institut: "Auf Basis der verfuegbaren, repraesentativen Daten wurde vom DIE eine Prognose zur Weiterbildungsbeteiligung erstellt. Legt man die Werte von zehn Erhebungswellen ab 1979 zugrunde, laesst sich eine Regressionsgerade errechnen, deren Ausrichtung darauf hindeutet, dass die 50-Prozent-Marke bereits im Jahr 2010 erreicht werden koennte." Der Trick ist eigentlich ganz einfach und wird mit einer Grafik unterlegt. Man nehme eine Zeitreihe von 1979 bis 2007 und bilde die jeweilige Weiterbildungsbeteiligung der Bevoelkerung ab. 1979 lag sie bei 23 %, 1997 bei 48 %. Waehrend dieser Zeit gab es tatsaechlich einen stabilen Aufwaertstrend. Doch in den Folgejahren sank die Weiterbildungsbeteiligung auf 43 % (2000 und 2007) bzw. 41 % 2003. Nimmt man dagegen die Jahre von 1994 bis 2007, ergibt sich eine durchschnittliche Weiterbildungsbeteiligung von 43,4 %, magere 0,4 % ueber der von 2007.

Welche Gerade ist denn nun richtig? Um eine Prognose zu erstellen, genuegt es nicht, eine Regressionsgerade durch eine Zahlenwolke zu legen. Denn je nach dem jeweiligen Startpunt der Gerade erhaelt man voellig widerspruechliche Ergebnisse. Bei einer fundierten Prognose sind auch aktuelle Entwicklungen zu beachten und zu bewerten, die die jeweilige Annahme begruenden oder entkraeften. Die fehlen in der Prognose jedoch voellig. Da koennen wir Abhilfe schaffen.

Bereits in unserer letzten Newsletter hatten wir auf den starken Rueckgang der Foerderung der beruflichen Weiterbildung durch die Bundesagentur fuer Arbeit hingewiesen. Nach dem extrem hohen Zuwachs im Verlaufe der Bundestagswahl 2009 hat die Bundesagentur fuer Arbeit insbesondere im Rechtsreis des SGB III die berufliche Weiterbildung deutlich zurueckgefahren. Im August 2010 gab es da 15.653 Eintritte in Massnahmen der beruflichen Weiterbildung, ein Rueckgang um 41,8 % gegenueber dem Vorjahresmonat. Die Eintritte insgesamt beliefen sich bis August 2010 auf 163.357, ein Rueckgang um 36,7 %. In den Rechtskreisen SGB III und II zusammen ist der Rueckgang geringer. Er betrug nur 23, 8 % bei insgesamt 304.357 Eintritten. Dieser Wert konnte nur erzielt werden, weil im Gegensatz zum SGB III bis jetzt bei den langfristig Erwerbslosen keine Kuerzungen bei der beruflichen Weiterbildung vorgenommen wurden.

Genau an dieser Stelle setzt nun das Kuerzungspaket der Bundesregierung an, das der Bevoelkerung weiter als Sparpaket verkauft werden soll. Das Gesamtbudget fuer die Eingliederungs- und Verwaltungsausgaben im Bereich des SGB II wird von 10,6 Mrd. Euro in 2010 und 8,86 Mrd. Euro in 2011 auf 8,5 Mrd. Euro fuer 2012 und in den Jahren 2013 und 2014 auf 8 Mrd. Euro abgesenkt. Wie im "Sparpaket" angekuendigt, werden unter Vorwegnahme einer erneuten "Reform" der arbeitsmarktpolitischen Instrumente und den "Effizienzsteigerungen" durch die Neuorganisation der SGB II-Verwaltung weitere Einsparungen in Hoehe von 1,5 Mrd. Euro fuer das Jahr 2013 und 3 Mrd. Euro fuer das Jahr 2014 veranschlagt. Damit ist ein dauerhafter Rueckgang der Foerderung der beruflichen Weiterbildung ab 2011 im Bereich des SGB II vorprogrammiert.

Die Bundesregierung wird nicht muede, zu erklaeren, mehr in Bildung investieren zu wollen. Zugleich kuerzt sie die Mittel fuer die berufliche Weiterbildung fuer Erwerbslose immer weiter zusammen. So wird die "50-Prozent-Marke" in der Weiterbildungsbeteiligung nicht erreicht. Nicht 2010, wie es das DIE herausbekommen haben will, nicht 2015, wie es die Bundesregierung wuenscht. Wir wuerden eine Wette darauf eingehen. Aber auf schlechte Aussichten in der Weiterbildung soll man nicht wetten.


Weitere Inhalte:

1. Zukunft der Bildung
2. Lernen Aeltere anders?
3. GEW: "Gute Weiterbildung braucht gute Arbeitsbedingungen!"
4. Honorare in der Weiterbildung
5. Termine
6. Impressum
7. .info Netzwerk-Weiterbildung abonnieren und kuendigen


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1. Zukunft der Bildung
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Mehr als 100 Kolleginnen und Kollegen nahmen am 28. und 29. August 2009 an der gemeinsam von den Fachbereichen Bildung, Wissenschaft und Forschung sowie Besondere Dienstleistungen in ver.di veranstalteten Fachtagung "Zukunft der Bildung" teil. Was muss sich am deutschen Bildungssystem aendern, um Chancengleichheit fuer Alle zu erreichen? So lautete die zentrale Fragestellung der Fachtagung. Klar ist, das Bildungssystem ist hochgradig selektiv. Wer hat, dem wird gegeben. Kosmetische Operationen an einzelnen Teilen des Bildungssystems werden nicht ausreichen, sollen die Forderungen nach "Bildung fuer Alle" oder "Lebenslangem Lernen" mit Leben erfuellt werden.

Die Dokumentation der Fachtagung kann jetzt als pdf-Datei im Internet heruntergeladen werden. Sie finden die Dokumentation auf der Seite Grundsaetzliches zur Weiterbildung .


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2. Lernen Aeltere anders?
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Die Initiative IT 50Plus, eine Gemeinschaftsinitiative des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e. V. (BITKOM) und der Industriegewerkschaft Metall (IG Metall), beschaeftigt sich in einer neuen Broschuere mit dem Lernverhalten aelterer Beschaeftigten?

Sie geht unter anderem der Frage nach, ob fuer "Aeltere" eine besondere Didaktik in Lernprozessen entwickelt und angewandt werden muss. Besonders bedeutend ist der Erhalt der Gesundheit der Beschaeftigten. Gesundheit ist eine existenzielle Voraussetzung fuer das Lernen im Alter. Ein weiteres Kapitel untersucht daher die betriebliche Gesundheitsfoerderung und die Herausforderungen, die an eine gesunde Arbeitsumgebung zu stellen sind.

Auf der Seite Grundsaetzliches zur Weiterbildung finden Sie Thesen der Verfasser zur Didaktik von Lernprozessen fuer "Aeltere. Dort koennen sie die komplette Broschuere als pdf-Datei herunterladen.


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3. GEW: "Gute Weiterbildung braucht gute Arbeitsbedingungen!"
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Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert, die Weiterbildung endlich zur vierten Saeule des deutschen Bildungssystems auszubauen. Dafuer sei endlich eine solide Finanzierung des Weiterbildungsbereiches notwendig.

Anlaesslich der Vorstellung des Schwarzbuch Weiterbildung fordert die GEW ein Honorar von 30 Euro die Unterrichtsstunde in Integrationskursen. Das Schwarzbuch schildert in Interviews von betroffenen KollegInnen die Arbeits- und Lebenssituation von Honorarkraeften in der Weiterbildung.

Das Schwarzbuch kann als pdf-Datei auf der Seite Selbststaendige in der Weiterbildung heruntergeladen werden.


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4. Honorare in der Weiterbildung
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Bei mediafon, dem ver.di-Beratungsservice fuer Selbststaendige, koennen Honorarsaetze in der Weiterbildung in einem oeffentlichen Register eingetragen werden. Inzwischen finden sich dort mehr als 400 Eintraege aus unterschiedlichen Bereichen der Aus- und Weiterbildung. Nach 2008 und 2009 haben wir nun zum dritten Mal die vorliegenden Daten ausgewertet. Die weit ueberwiegende Zahl der eingetragenen Honorarsaetze befindet sich im Bereich von 10-20 Euro/Unterrichtseinheit (UE). Wer von seinem Honorareinkommen halbwegs leben moechte und dabei seinen Verpflichtungen in der gesetzlichen Sozialversicherung nachkommen muss, der benoetigt ein Mindesthonorar von 25 Euro/UE. Honorarkraefte bleiben die modernen Tageloehner in der Weiterbildung.

Die Ergebnisse der Auswertung finden Sie auf der Seite . Der Beitrag kann dort auch als pdf-Datei heruntergeladen werden.


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5. Termine
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Verstaerkung der Mobilitaet von Arbeitnehmern - Erfolgreiche Projektkonzepte

Die transnationale Mobilitaet von Arbeitnehmern beinhaltet einen Auslandsaufenthalt mit inhaltlichem Bildungsbezug zum eigenen Taetigkeits- bzw. Berufsfeld. Die Entsendung von Absolventen / Graduierten und Arbeitssuchenden zu einem Bildungsaufenthalt im Ausland wird erfolgreich und ausgiebig genutzt. Die transnationale Mobilitaet von Weiterbildungsteilnehmern und Mitarbeitern in Unternehmen soll jedoch verstaerkt werden. Im Bereich der Bildungsmobilitaet von Arbeitnehmern haben sich u.a. zwei erfolgreiche Projekttypen herauskristallisiert, die wir anhand von Projektbeispielen vorstellen wollen. Zum einen gibt es den Ansatz, Mobilitaet von Arbeitnehmern in Weiterbildungsmassnahmen zu integrieren. Dies praktizieren einige Projekttraeger mit interessanten Konzepten und reichern so die berufliche Weiterbildung mit internationalen Inhalten an.

Zum anderen besteht die Moeglichkeit, dass Mobilitaet von Arbeitnehmern im Rahmen der Personalentwicklung z.B. Firmenschulungen oder Jobshadowing stattfindet, um sich ueber andere/ unterschiedliche oder neue (technologische) Entwicklungen ihres Berufs-/ Arbeitsfelds intensiv zu informieren. Dieser Ansatz wird noch zu wenig genutzt.

Die Veranstaltung wird Eckpunkte dieser Konzepte herausarbeiten und potentiellen neuen Antragstellern Moeglichkeit zur Projektentwicklung geben. Im Weiteren werden Informationen und Handlungsschritte dargestellt, die zu einer erfolgreichen Antragstellung zu fuehren.

Alle weiteren Informationen zur Fachtagung des Bundesinstituts fuer berufliche Bildung finden Sie auf der Seite Ueberregionale Termine .


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6. Impressum
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Herausgeber
Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Landesbezirk Niedersachsen Bremen
Brigitte Schuett
Landesfachbereichsleiterin Bildung Wissenschaft Forschung
Goseriede 10
30159 Hannover

Redaktion: Peter Schulz-Oberschelp
mail to: mailto:mail@netzwerk-weiterbildung.info


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7. .info netzwerk-weiterbildung abonnieren und kuendigen
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Das .info netzwerk-weiterbildung ist ein kostenloser Service fuer die Beschaeftigten in der Fort- und Weiterbildungsbranche. Wenn sie in den Verteiler aufgenommen werden wollen oder wenn sie in Zukunft dieses Info nicht mehr zugeschickt bekommen wollen gehen sie bitte auf die Internet-Seite oder schicken sie eine e-mail an mailto:info@netzwerk-weiterbildung.info


Schlagworte zu diesem Beitrag: Öffentliche Beschäftigungspolitik
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 05.10.2010

Quelle: www.netzwerk-weiterbildung.info
Druckdatum: 28.03.2024