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.info netzwerk-weiterbildung 04/09

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Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen,

die Krise sollte genutzt werden, um die betriebliche Weiterbildung gezielt voranzutreiben. Mit grossen finanziellen Anreizen sollten die Betriebe gelockt werden, ihren Beschaeftigten mehr Weiterbildungsmoeglichkeiten zu bieten. Doch bisher wird das Angebot kaum genutzt. Nach Informationen des DGB befinden sich von Millionen Beschaeftigten in Kurzarbeit gerade einmal 10.000 bis 15.000 in Weiterbildungsmassnahmen. Dabei sollte eine Qualifizierungswelle durch das Land gehen und den Fachkraeftemangel nach der Krise begrenzen.

Die Gruende fuer die zaghafte Nutzung der Foerdermittel sind vielfaeltig, doch ein Punkt sticht besonders ins Auge. Selbst grosse Unternehmen sind in der Personalentwicklung haeufig nicht so aufgestellt, dass sie den Qualifizierungsbedarf ihrer Beschaeftigten kennen. Unternehmen, die in Zeiten florierender Geschaefte kaum in Weiterbildung investiert haben, sind schlichtweg ueberfordert, in der Krise fuer die Beschaeftigten und das Unternehmen sinnvolle Weiterbildungsmassnahmen zu initiieren. Weiterbildung in der Krise - bisher eher ein Flop.

Vielleicht koennte ein Blick in die Wahlprogramme helfen, positive Aspekte fuer die Weiterbildung in der Zukunft zu sichten. Immerhin hatten die Parteien der grossen Koalition in ihrem Koalitionsvertrag noch davon gesprochen, die Weiterbildung zur vierten Saeule des Bildungswesens ausbauen zu wollen. Viel herausgekommen ist dabei nicht. Eine Bildungspraemie von 154 Euro im Jahr soll "Geringverdiener" locken, ihre geringe Weiterbildungsbeteiligung zu erhoehen. Ob dieses Angebot in der Zukunft angenommen wird, bleibt abzuwarten. Bisher ist es wie bei der Kurzarbeit: Ohne Plan in Sachen Weiterbildung gibt es keine Steigerung der Weiterbildungsbeteiligung. Da hilft auch kein Bildungssparen.

Die letzte Legislaturperiode kann in der Bildungspolitik als Zeit der vertanen Chancen bezeichnet werden. Viele Ankuendigungen, viele kleine Aktivitaeten, aber kein Versuch, das Bildungssystem als Ganzes zu reformieren. Die Wahlprogramme von CDU/CSU und FDP deuten mehr auf Stillstand als auf statt Fortschritt in der Weiterbildung hin. Wer mehr wissen moechte, kann eine Zusammenfassung der Positionen im neuen biwifo-Report nachlesen. Weiterbildung in den Programmen der Parteien - schwarz/gelb bewegt sich auf ausgetrampelten Wegen.

Wenn Weiterbildung zumindest in den Sonntagsreden von Parteien und Verbaenden hoch im Kurs steht, dann koennte man meinen, dass den politisch und gesellschaftlich Verantwortlichen zumindest die Arbeitsbedingungen der in der Weiterbildung Beschaeftigten interessieren. Wer gute Weiterbildung fordert, der muss auch gute Arbeitsbedingungen fuer die Beschaeftigten fordern. Denn ohne gute Arbeit in der Weiterbildung gibt es auch keine guten und qualitativ hochwertigen Weiterbildungsangebote.

Unsere neue Auswertung der Honorarsaetze zeigt ein anderes Bild. Die meisten bei mediafon angegebenen Honorarsaetze liegen unter 20 Euro die Unterrichtsstunde, ein Stundensatz, der nur als Armutslohn bezeichnet werden kann. Bedeutet er doch fuer Selbststaendige in der Weiterbildung, am Ende des Erwerbslebens in die Sozialhilfe, in diesem Fall unter die "Grundsicherung im Alter" zu fallen. Viele Beschaeftigte erhalten Monatsloehne, die deutlich unter den jetzt erkaempften Bezuegen von ErzieherInnen und SozialarbeiterInnen in der Kindererziehung liegen.

Immerhin hat sich die AG Bildung und Forschung der SPD-Bundestagsfraktion im Juni des Themas angenommen und ein Manifest "Gute Arbeit - Gute Weiterbildung" ueber "Perspektiven fuer die Beschaeftigten in der Weiterbildung - Prekaere Arbeit in der Weiterbildung bekaempfen" herausgegeben. "Gute Weiterbildung gibt es nur mit motivierten und gut ausgebildeten Beschaeftigten. Motivierte Beschaeftigte benoetigen gute Rahmenbedingungen in der Weiterbildung. Klare Rechtsansprueche, transparente Foerderangebote, gute Arbeitsbedingungen und eine angemessene Bezahlung sind daher eine wichtige Grundlage fuer gute Weiterbildung", so das Manifest. Noch sind die Beschaeftigten in der Weiterbildung nicht so weit, wie ihre KollegInnen aus den Kindertagesstaetten. Doch ihr Beispiel sollte Mut machen, konsequent fuer die eigenen Interessen einzutreten. Sonst bleibt es bei Dumpingloehnen, befristeten Vertraegen und Honorarsaetzen im Bereich der Armutsgrenze.

Wir muessen feststellen: In der Weiterbildung in Zeiten der Krise und bevorstehender Wahlen ueberwiegen die negativen Aussichten, wenn wir die populaere Ausdrucksweise der aktuellen Boersenberichte mal benutzen duerfen.


Weitere Inhalte:

1. Der DQR wird das Bildungs- und Berufsbildungssystem grundlegend beeinflussen
2. Bildungsprivilegien fuer alle!
3. Zukunftsherausforderung 'Lebensbegleitendes Lernen'
4. Zukunft der Bildung
5. Termine
6. Impressum
7. .info Netzwerk-Weiterbildung abonnieren und kuendigen


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1. Der DQR wird das Bildungs- und Berufsbildungssystem grundlegend beeinflussen
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Im April 2008 trat eine Empfehlung fuer die Einrichtung eines Europaeischen Qualifikationsrahmens in Kraft. Bis 2010 sollen nun laut Beschluss der Bundesregierung alle Bildungsgaenge durch einen Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) in Bezug gesetzt werden. Eine Entscheidung von weitreichender Bedeutung, die bislang aber weitgehend nur unter Experten diskutiert wird. Hermann Nehls, Vertreter des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) im Arbeitskreis Deutscher Qualifikationsrahmen aeussert sich im Bundesausschuss Politische Bildung (bap)-Interview ueber den Stand der Entwicklungen, die zu erwartenden Konsequenzen fuer die Bildungspraxis sowie Rolle und Gestaltungsspielraum der Politischen Bildung beim DQR.

Das vollstaendige Interview koennen Sie auf der Seite zum Lebenslangen Lernen nachlesen.

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2. Bildungsprivilegien fuer alle!
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Bildungsprivilegien fuer alle! Unter diesem Titel erscheinen die Berufs-Bildungs-Perspektiven 2009. Der Wissenschaftliche Beraterkreis der Gewerkschaften IG Metall und ver.di hat ueber die aktuellen Probleme und die Zukunft der beruflichen Bildung nachgedacht. Diese Stimme ist fuer die Gewerkschaften, aber auch fuer die vielen gesellschaftlichen Akteure in der Berufsbildung wichtig. Nach der Broschuere "Ohne Berufe geht es nicht!", der Bestseller-Streitschrift "Bildung ist keine Ware", werden jetzt zum zweiten Mal die Berufs-Bildungs-Perspektiven vorgelegt.

Die Verfasser wenden sich gegen einen Bildungsbegriff, der das schnelle, genormte Erreichen formal vergleichbarer, marktverwertbarer Abschluesse in den Mittelpunkt stellt. Dieser Ansatz rueckt auch die Frage nach dem Menschenbild in den Vordergrund, auf das die Erziehung und Bildung in der Gesellschaft orientiert ist. In der neoliberalen Weltanschauung gibt es darauf die Antwort eines eigeninteressierten, oekonomisch und sozio-technisch eingestellten Individuums.

In einer demokratischen Gesellschaft lautet die Antwort anders: Das Ziel ist eine kommunikative, verstaendigungsorientierte und solidarische Persoenlichkeit. Der amerikanische Soziologe David Riesman und Erziehungswissenschaftler hatte fuer diesen Persoenlichkeitstypus den Begriff des innengeleiteten Menschen gepraegt. Dieser zeichnet sich durch sein abwaegendes Urteil und durch ein eigenstaendiges politisches Urteilsvermoegen aus.

Auf der Seite Grundsaetzliches zur Weiterbildung finden Sie aus der Broschuere den Beitrag "Chancengleichheit statt Selektion". Dort koennen Sie die vollstaendige Broschuere als pdf-Datei herunterladen.

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3. Zukunftsherausforderung 'Lebensbegleitendes Lernen'
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In einer Kleinen Anfrage wollte die Fraktion Buendnis 90/DIE GRUeNEN vom Bremer Senat wissen, wie es um die Weiterbildung im Lande Bremen bestellt ist. Dabei waren ihr die drei Saeulen der Weiterbildung - allgemeine, politische und berufliche Weiterbildung - gleichermassen wichtig. "Um eine sinnvolle Strategie zu entwickeln, wie man den Herausforderungen des lebensbegleitenden Lernens begegnen kann und welche koordinierte Foerderung in Bremen und Bremerhaven dafuer notwendig ist, bedarf es einer soliden Datengrundlage. Nur so kann beurteilt werden, inwieweit die vorhandenen Mittel bedarfsgerecht und zielfuehrend eingesetzt werden," so die Anfrage.

In der Antwort des Bremer Senats findet sich umfangreiches Zahlenmaterial zur Weiterbildung in Bremen.

Auf der Seite Grundsaetzliches zur Weiterbildung finden Sie die vollstaendige Kleine Anfrage an den Bremer Senat. Die umfangreiche Antwort mit zahlreichen Tabellen und Informationen koennen Sie dort als pdf-Datei herunterladen.

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4. Zukunft der Bildung
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Das deutsche Bildungssystem ist weiterhin gekennzeichnet durch fruehe Selektion in der Schule, ein zu geringes Angebot an Kindertagesstaetten, die Konjunkturabhaengigkeit der beruflichen Ausbildung, ein zu geringes Studienplatzangebot und eine intransparente Weiterbildungsstruktur. Die Durchlaessigkeit zwischen hochschulischen und beruflichen Bildungswegen ist nicht ausreichend umgesetzt. Hoehere Investitionen in den Bildungssektor zahlen sich aus. Gesellschaftliche Verantwortung bedeutet angemessene, lebensbegleitende Bildung zu ermoeglichen, die niemand auf Grund der Herkunft oder des sozialen Umfelds benachteiligt.

In einer kleinen Broschuere hat ver.di seine Positionen zur Bildung und Bildungsfinanzierung dargelegt. Ver.di beschreibt den Reformbedarf im deutschen Bildungssystem, weist Wege auf, um eine hoehere Bildungsbeteiligung zu erreichen und thematisiert unzureichende Durchlaessigkeit zwischen allgemeinbildender und beruflicher Bildung.

Sie koennen die Broschuere als pdf-Datei auf der Seite Grundsaetzliches zur Weiterbildung herunterladen.

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5. Termine
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Was tun gegen Arbeitsverdichtung? Arbeits- und Gesundheitsschutz in der Weiterbildung

Der Preisdruck auf die Anbieter von Weiterbildungsmassnahmen nimmt zu. Mit ihm steigen die Arbeitsbelastungen fuer die Beschaeftigten. Nicht nur fallen die Vorbereitungszeiten fuer den Unterricht in die persoenliche Freizeit, nebenbei sollen auch Angebote erstellt und Projektmittel akquiriert werden. Auf Dauer kann der damit verbundene anhaltende Druck zu psychischen Ueber- und Fehlbelastungen fuehren, die sich in verschiedenen Beschwerden ausdruecken und von Kopfschmerzen ueber Schlafstoerungen bis hin zu Erschoepfungszustaenden oder gar "Burn-Out" reichen koennen.

Das Arbeitsschutzgesetz verpflichtet die Arbeitgeber, Belastungsanalysen der Arbeitsplaetze zu erstellen. Psychische Belastungen sind zu erfassen und Massnahmen zu ihrer Beseitigung zu ergreifen. Betriebsraete haben hier wichtige Mitbestimmungsrechte. Im Seminar werden wichtige Moeglichkeiten dazu anhand praktischer Beispiele vorgestellt und erfahrbar gemacht. Fuer das Themenfeld relevante rechtliche Grundlagen werden vermittelt.

Weitere Informationen zum Betriebsraeteseminar finden Sie auf der Seite .

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Weiterbildung fuer Menschen mit Migrationshintergrund

Berufliche Weiterbildung hat die Aufgabe, vorhandene Talente und Faehigkeiten zu foerdern, um wieder in Arbeit zu gelangen, den Arbeitsplatz zu sichern, den beruflichen Aufstieg zu schaffen und den Unternehmenserfolg dauerhaft zu gewaehrleisten. Menschen mit Migrationshintergrund nehmen seltener an beruflicher Weiterbildung teil und sind zudem staerker von Arbeitslosigkeit bedroht als Angehoerige der Mehrheitsgesellschaft. Darueber hinaus werden ihre informellen und formellen Kompetenzen haeufig nicht er- oder anerkannt.

Die Woche der Weiterbildung leistet einen Beitrag, um Menschen mit Migrationshintergrund fuer Weiterbildung zu gewinnen. Es geht darum, die Aufmerksamkeit der Zielgruppe und der verantwortlichen Akteure auf das Thema zu richten, vorhandene Anstrengungen zu verstaerken und erfolgreiche Loesungsansaetze bekannt zu machen. Neben Information und Beratung fuer die Zielgruppe bietet sie eine Plattform fuer den fachlichen Austausch und foerdert die Kooperation zwischen unterschiedlichen Akteuren.

Weitere Informationen zur Woche der Weiterbildung und den Regionaltagungen finden Sie auf der Seite Ueberregionale Termine .

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6. Impressum
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Herausgeber
Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft e.V., Landesbezirk Niedersachsen Bremen
Projekt Netzwerk Weiterbildung
Brigitte Schuett
Landesfachbereichsleiterin
Bildung Wissenschaft Forschung
Goseriede 10
30159 Hannover

Redaktion: Peter Schulz-Oberschelp
mail to: mailto:mail@netzwerk-weiterbildung.info

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7. .info netzwerk-weiterbildung abonnieren und kuendigen
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Das .info netzwerk-weiterbildung ist ein kostenloser Service fuer die Beschaeftigten in der Fort- und Weiterbildungsbranche. Wenn sie in den Verteiler aufgenommen werden wollen oder wenn sie in Zukunft dieses Info nicht mehr zugeschickt bekommen wollen gehen sie bitte auf die Internet-Seite oder schicken sie eine e-mail an mailto:info@netzwerk-weiterbildung.info


Schlagworte zu diesem Beitrag: Öffentliche Beschäftigungspolitik, Freiberufler/Selbstständige
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 05.08.2009

Quelle: www.netzwerk-weiterbildung.info
Druckdatum: 19.03.2024