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Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) – Positionen, Reflexionen und Optionen

Seit Februar 2009 liegt der Entwurf eines Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) vor und befindet sich jetzt in einer einjährigen Erprobungsphase. Der DQR ist die deutsche Umsetzung des schon im April 2008 vom Europäischen Parlament verabschiedeten Europäischen Qualifikationsrahmens (EQR), der europaweit zu mehr Transparenz und gegenseitiger Anerkennung von erworbenen Qualifikationen führen und die Mobilität auf dem Arbeitsmarkt fördern soll. Die Auswirkungen des DQR/EQR auf die europäischen Bildungssysteme, so auch auf das deutsche, dürfen nicht unterschätzt werden. Das hat die GEW bewogen, eine Expertise anzuregen, in der Risiken und Chancen des DQR analysiert und mögliche Folgewirkungen aufgezeigt werden.

In der Expertise werden u. a. folgende Fragen erörtert:
  • Wie ist es gelungen, Bildungsprozesse und ihre Ergebnisse im DQR abzubilden und den heutigen Anforderungen an Bildung gerecht zu werden?

  • Wird bei der Konstruktion des DQR von der Gleichwertigkeit von beruflicher und allgemeiner Bildung ausgegangen, und werden diejenigen auch berücksichtigt, die keine berufliche Ausbildung und keinen Schulabschluss nachweisen können?

  • Werden die non-formal und informell erworbenen Kompetenzen einbezogen?

  • Wird der für die Konstruktion des DQR zentrale Begriff der Handlungskompetenz ohne technokratische Verkürzung bestimmt und dementsprechend umgesetzt?

Eine der Kontroversen bei der Erarbeitung des DQR-Entwurfs war die Frage, inwieweit der Begriff von Handlungskompetenz die gesellschaftspolitische Bildung außen vor lässt. Fraglich ist, ob schon durch die Aufnahme der Kategorien „Sozialkompetenz und Selbstkompetenz“ die Fähigkeit erfasst wird, kritisch beurteilen und danach handeln zu können, wie sich Entscheidungen in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen u. a. auf den Betrieb, die Kommunen, den Staat und somit auf Arbeits- und Lebensbedingungen auswirken.

Die Diskussion dieser Fragen darf nicht im Kreis von Experten bleiben, denn die im Bildungsbereich Beschäftigten sowie Schüler, Auszubildenden und Studenten werden davon betroffen sein, wenn erzielte Lernergebnisse ab 2012 den acht Lernniveaus des DQR im Rahmen von Zeugnissen/Zertifikaten zugeordnet werden. In der hier vorgelegten Expertise ist deshalb eine Befragung aktiver GEW-Mitglieder quer durch die Bildungsbereiche eingeflossen. Die Expertise hat einen wichtigen Stellenwert für die Positionierung der GEW und soll der geforderten breiten öffentlichen Diskussion Impulse geben.

Der Max-Traeger-Stiftung und den Autoren sei gedankt, dass die GEW mit dieser Expertise einen qualifizierten Beitrag zur öffentlichen Diskussion um den DQR leisten kann und aktiv weiterführen wird.


Quelle: Peter Dehnbostel , Harry Neß , Bernd Overwien
Der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR) – Positionen, Reflexionen und Optionen
Gutachten im Auftrag der Max-Traeger-Stiftung


Sie können das vollständige Gutachten hier als pdf-Datei herunterladen.


Schlagworte zu diesem Beitrag: Lebenslanges Lernen, Deutscher Qualifikationsrahmen
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 29.01.2010

Quelle: www.netzwerk-weiterbildung.info
Druckdatum: 28.03.2024