Nachrichten-ArchivZurück zur ÜbersichtRegierungsbeirat fordert Pflicht zur AltersvorsorgeDer Sozialbeirat der Bundesregierung fordert, dem wachsenden Armutsrisiko bei Selbstständigen mit einer Versicherungspflicht entgegen zu wirken. Die Expertinnen und Experten im Beirat sehen dieses Risiko insbesondere bei Solo-Selbstständigen. In ihrem Gutachten zum "Rentenversicherungsbericht 2009" kommen sie zu dem Schluss, die Erwerbstätigkeit habe sich so deutlich verändert, dass sich der Gesetzgeber dem Problem "im Interesse der Betroffenen aber auch der Gesellschaft" nicht länger entziehen dürfe.In seinem Bericht kritisiert der Beirat, dass die Einbeziehung aller Selbstständigen in ein System der Alterssicherung nicht auf der Agenda der neuen Koalition stehe. Es werde aber zunehmend dringender, "dass die Bundesregierung entsprechende Lösungen vorbereitet". Den Handlungsbedarf leiten die Beiratsmitglieder einerseits aus der hohen Zahl von inzwischen zwei bis drei Millionen ungesicherten Selbstständigen ab und andererseits aus dem Wandel der (selbstständigen) Erwerbstätigkeit in der Gesellschaft. Sie stellen unter anderem fest:
Aus diesen Fakten schließt der Beirat die Gefahr, dass künftig "immer mehr Erwerbstätige im Alter Versorgungslücken aufweisen" sowie einen "sozialpolitischen Handlungsbedarf" bei jenen Selbstständigen, die nicht anderweitig – etwa durch ein berufsständisches Versorgungswerk – abgesichert sind. Die Empfehlung, die Selbstständigen wegen der im Bericht diskutierten Vorteile des gesetzlichen Rentensystems in dieses einzubeziehen, fehlt im Bericht. Diese Aussage, so das 'Handelsblatt', wollten "die Arbeitgeber vermeiden". Nicht aber die grundsätzliche und deutliche Empfehlung es solle "dem wachsenden Armutsrisiko bei Selbstständigen – wie in den meisten Ländern Europas – mit einer Versicherungspflicht entgegen gewirkt werden." Wohl ebenfalls aus Rücksicht auf die Arbeitgebervertreter im Sozialbeirat wird lediglich andiskutiert, dass eine Versicherungspflicht allein keine Garantie gegen Altersarmut bietet: Die vielfach geringen Einkommen erlauben eben keine effektive Vorsorge. Fest gestellt wird in diesem Zusammenhang immerhin, dass der Anteil Selbstständiger mit einem Monats-Nettoeinkommen unter 1.100 Euro bereits zwischen 1995 und 2005 um acht Prozent auf bereits knapp ein Drittel aller Selbstständigen angestiegen ist. – Nicht zuletzt deshalb fordert die Gewerkschaft ver.di schon lange, Solo-Selbstständige in das gesetzliche Alterssicherungssystem einzubeziehen und zugleich ein Modell zu entwickeln, wie Auftraggeber – insbesondere der abhängig Selbstständigen – an den Vorsorgezahlungen zu beteiligen sind. Zurzeit ist so etwas nur bei publizistischen und künstlerischen Berufen der Fall. Quelle: mediafon Weitere Informationen zum Thema und einen Link zum Gutachten finden sie auf der Homepage von mediafon. Hier geht es zum Artikel aus dem Handelsblatt. Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 23.12.2009 |
Quelle: www.netzwerk-weiterbildung.info Druckdatum: 29.03.2024 |