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Viel Zeit, wenig Bildung - Jahres-Fazit KuG & Quali 2009: Qualifizierung in der Kurzarbeiter wurde zu wenig genutzt

Kurzarbeit ist in vielen Betrieben wegen der Wirtschaftskrise Alltag. Nach einem Beschluss der Bundesregierung von Ende November können Unternehmen Kurzarbeitergeld auch im kommenden Jahr noch in Anspruch nehmen - und ihre Mitarbeiter in dieser Zeit kostenfrei fortbilden. Davon machen Arbeitgeber bisher allerdings nur zögerlich Gebrauch. Sie rechtfertigen das vor allem mit dem hohen Aufwand, der mit kurzfristigen Qualifizierungen verbunden ist.

Die Deutschen bilden sich im internationalen Vergleich ohnehin wenig weiter. Jeder absolviert während seiner Karriere laut einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im Schnitt 398 Weiterbildungsstunden. In Frankreich (713), der Schweiz (723) oder Dänemark (943) sind es deutlich mehr. Andrerseits klagt die Wirtschaft zunehmend über einen Fachkräftemangel. Die Bundesregierung unterstützt die Unternehmen daher mit verbesserten Förderungen, die angesichts der drohenden Rezession schon Ende 2008 beschlossen worden sind.

Dabei gibt es grundsätzlich zwei Fördermöglichkeiten: Eine für Geringqualifizierte ohne Berufsabschluss sowie für Mitarbeiter, die in einem Beruf tätig sind, für den sie keine Ausbildung haben, und eine weitere für alle anderen Arbeitnehmer.

Für die Geringqualifizierten erstattet die Arbeitsagentur die vollen Lehrgangskosten sowie einen Zuschuss zu Fahrt- und Kinderbetreuungskosten. Für alle anderen werden 25 bis 80 Prozent der Weiterbildungskosten bezahlt. Abhängig ist die Höhe dieses Zuschusses von der Art der Qualifizierung, der Betriebsgröße und vom Arbeitnehmer. Trotz dieser Fördermöglichkeiten wird das neue Instrument zaghaft angenommen: Von Januar bis September haben nur 67 000 Menschen eine subventionierte Qualifizierung während der Kurzarbeit absolviert. Darunter waren 16 300 Geringqualifizierte und 50 700 weitere Arbeitnehmer.

„Das ist gemessen an der Zahl der Kurzarbeiter verschwindend gering", kritisiert Klaus Heimann, Bildungsexperte der IG Metall in Frankfurt. Allerdings räumt der Gewerkschafter ein, dass es für die Arbeitgeber nicht immer ganz leicht sei, die Qualifizierung in der Kurzarbeit zu organisieren. So sei beispielsweise für kleinere Unternehmen die Förderung recht unübersichtlich und kompliziert, bestätigt Torsten Petrak, Arbeitsmarkt-Experte der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).

Es gibt aber auch andere Hürden: So habe der Chef für die Zeit des Arbeitsausfalls während der Kurzarbeit kein Weisungsrecht gegenüber dem Mitarbeiter. Ein Arbeitnehmer könne die Qualifizierung daher grundsätzlich ablehnen, sagt Petrak. Umgekehrt können Arbeitnehmer, deren Unternehmen keine Fortbildungen anbieten und die auf eigene Faust einen Kurs besuchen möchten, sich diesen nicht aus dem Fördertopf der Arbeitsagentur bezahlen lassen.

Weil das Interesse an den Fördergeldern bislang so gering war, ist der Topf noch reich gefüllt. Insgesamt stehen gut 166 Millionen Euro zur Verfügung, die teilweise aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) stammen. Bis Ende September war nur ein sehr kleiner Teil davon abgerufen worden: 21 Millionen gab die Bundesagentur für Arbeit bislang für gering Qualifizierte aus, nur elf Millionen waren es bei den übrigen Beschäftigten. IG Metall-Bildungsexperte Klaus Heimann appelliert an die Firmen, sich um die Fördergelder zu bemühen und ihre Mitarbeiter durch eine Qualifizierung fit für die Zukunft zu machen. „Das Thema ist auch im Jahr 2010 noch nicht durch."


Quelle: WAP - Homepage der IG Metall

Schlagworte zu diesem Beitrag: Öffentliche Beschäftigungspolitik, Berufliche Weiterbildung
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 23.12.2009

Quelle: www.netzwerk-weiterbildung.info
Druckdatum: 28.03.2024