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Erste Zahlen des Alpha-Monitors

Das Alphabetisierungs- und Grundbildungsangebot in Deutschland

Bei den bevorstehenden Bundestagswahlen werden wieder viele Wahlberechtigte nicht in der Lage sein, ihren Wahlzettel ohne Hilfe zu lesen. In unserem Land leben Schätzungen zufolge mehrere Millionen Erwachsene, deren Lese-, Schreib- und Rechenfähigkeit so gering ist, dass sie von der Mehrzahl gesellschaftlicher Aktivitäten und vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen sind. Der Weiterbildungssektor hat sich des Problems angenommen und hält Alphabetisierungs- und Grundbildungsangebote vor. Den Umfang dieser Angebote zu ermitteln – und wie sie die Betroffenen erreichen – ist Aufgabe des „Monitors Alphabetisierung und Grundbildung“: Über eine Onlineumfrage konnten bis zum 11. August 2009 über 250 aktive Bildungseinrichtungen erreicht werden, von denen 201 Angaben zu ihrem Lehrangebot zur Verfügung stellten. Diese 201 Einrichtungen boten im Jahr 2008 beachtliche 300.000 Unterrichtsstunden für über 13.000 Teilnehmende an. Das tatsächliche Angebot dürfte damit mindestens zur Hälfte abgebildet sein.

Ob es „nur“ 400.000 oder sogar sechs Millionen Menschen über 15 Jahre sind, die als funktionale Analphabeten zu bezeichnen sind (vgl. zu den Schätzungen Kleint 2009, S. 55–61) – das gegenwärtige Angebot an Alphabetisierungs- und Grundbildungskursen erreicht nur einen Bruchteil seiner Zielgruppe.


Breites Anbieterspektrum

Innerhalb der Bandbreite der Einrichtungen, die sich an der Online-Befragung beteiligt haben, stellen die Volkshochschulen die größere Gruppe dar. Sie sind aufgrund des Weiterbildungsgesetzes in vielen Bundesländern für eine derartige Grundversorgung verantwortlich. Abb. 1 zeigt, dass auch andere Bildungsträger in ganz erheblichem Umfang aktiv sind.

Unter den 16 Bundesländern ist dabei Nordrhein-Westfalen das Land mit der größten Einrichtungszahl im Alpha-Monitor, aber dieses „Schwergewicht“ relativiert sich mit Blick auf die Bevölkerungszahl. Die günstigste „Einrichtungsdichte“ hat demnach Schleswig-Holstein (eine Einrichtung je 217.000 Einwohner).


Alphabetisierungsangebot

Im Bereich Alphabetisierung wurden bei der Erhebung Angebote für Teilnehmende mit deutscher oder nichtdeutscher Muttersprache und für gemischte Gruppen auf allen Angebotsniveaus von Grundlagen- bis zu Vertiefungskursen berücksichtigt.


Das Geschlechterverhältnis in der Teilnehmerschaft betrug 60% Frauen zu 40% Männern. Die im Bereich Alphabetisierung am häufigsten belegte Kursart war der „Integrationskurs mit Alphabetisierung“, gefolgt von Grundlagenkursen und „Lese/Schreibkursen ohne besondere Differenzierung für Migrant/inn/en“ Die Teilnahme an diesen Kursen ist für Zuwanderer teilweise verpflichtend.

Einen wichtigen Beitrag leisteten hier Bildungseinrichtungen in nichtöffentlicher Trägerschaft: Vereine (Bürgerinitiativen etc.), private Anbieter (kommerzielle Sprachschulen usw.) sowie kirchliche und Wohlfahrtsverbände. Keine Angaben zu ihren Angeboten machten Bildungsanbieter in Trägerschaft der Arbeitgeber. Der größere Anteil der Alphabetisierungsarbeit wird von den Volkshochschulen abgedeckt.


Personalstruktur

Insgesamt 151 Bildungsanbieter machten Angaben zu ihrer Personalsituation. Aufsummiert auf Vollzeitstellenäquivalente gab es im Jahr 2008 in den beiden Arbeitsbereichen 157,43 bzw. 112,11 Planstellen, im Schnitt also weniger als zwei je Einrichtung. Ein noch differenzierteres Bild ergibt sich bei der Betrachtung der mitarbeitenden Personen nach Anstellungsverhältnis: im Bereich Alphabetisierung waren 831 Honorarkräfte, 46 Festangestellte, 64 befristet Angestellte und 66 Ehrenamtliche tätig. In der Grundbildungsarbeit engagierten sich 684 Honorarkräfte, 66 Festangestellte, 63 befristet Angestellte und 45 ehrenamtliche Mitarbeiter. Demnach befanden sich von insgesamt 941 beruflich Mitarbeitenden in der Alphabetisierung und 813 in der Grundbildung (gesamt: 1.754) lediglich 239 (=13,6%) in regulären Arbeitsverhältnissen, während der ganz überwiegende Teil der Arbeitskräfte auf Honorarbasis angestellt ist. Der Anteil des Ehrenamtes am Gesamtpersonal (1.865) ist mit etwa 6% zu veranschlagen.


Quelle: , Ludwig Karg, Das Alphabetisierungs- und Grundbildungsangebot in Deutschland, Erste Zahlen des Alpha-Monitors,
Deutsches Institut für Erwachsenenbildung, DIE Fakten September 2009


Sie können die vollständige Ausgabe der FAKTEN hier als pdf-Datei herunterladen.


Schlagworte zu diesem Beitrag: Volkshochschule, Freiberufler/Selbstständige
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 09.09.2009

Quelle: www.netzwerk-weiterbildung.info
Druckdatum: 28.03.2024