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Wirtschaft blockiert bei der Weiterbildung

Sowohl Union als auch SPD wollen mittelfristig verpflichtende Standards bei der Weiterbildung entwickeln und umsetzen. Dagegen wehrt sich der DIHK. In diesem Falle würden sich viele Unternehmen künftig darauf beschränken, die Mindestauflagen zu erfüllen und "jegliches weitere Engagement einstellen", droht der DIHK. "Politisch motivierte Eingriffe in die Personalhoheit" dürfe es nicht geben. Laut einer Umfrage unter 900 Unternehmen würde sogar ein knappes Drittel der Befragten keine Jugendlichen mehr ausbilden. Darüber hinaus kritisiert der DIHK, dass"ein erheblicher Teil der Arbeitnehmer in die innere Emigration" gehe, sich nicht weiterbilde und dadurch erheblichen wirtschaftlichen Schaden verursache.

DGB-Vorstandsmitglied Ingrid Sehrbrock macht sich dagegen für mehr Qualität in der Aus- und Weiterbildung stark: "Sobald der Wirtschaft Bewegung abverlangt wird, beispielsweise in der Weiterbildung, verbarrikadiert sie sich in den Betrieben. Qualitätsstandards: Ja ! Für Schule und Hochschule, aber bitte nicht für Aus- und Weiterbildung. Mehr Investitionen in Bildung: Ja ! Aber bitte nicht in Aus- und Weiterbildung. Wenn Weiterbildungsangebote für Beschäftigte, Diskussionen über ein Rahmengesetz für Weiterbildung oder selbst die Idee eines öffentlich geförderten Bildungssparens schon "politisch motivierte Eingriffe in die Personalhoheit" von Chefs sind, dann sollte man die Reden der Wirtschaftsfunktionäre zur Bedeutung der Bildung getrost einmotten. Dann haben Vertreter der Wirtschaft im gemeinsam getragenen Anerkennungsbeirat für die Weiterbildung, wo es um die Qualität von Trägern und Maßnahmen geht, nichts verloren und sollten ihre Stühle räumen.

Nicht nur die OECD bescheinigt uns regelmäßig ein unterdurchschnittlich entwickeltes Weiterbildungssystem. Wollen wir dies ändern, brauchen insbesondere Kleinbetriebe Orientierung und Hilfe, denn fast die Hälfte der Weiterbildungsabstinenzler` kommt aus diesem Bereich. Wer Innovationen will, darf beim Thema Weiterbildung nicht kneifen. Für viele Beschäftigte bedeutet sie darüber hinaus Anerkennung und Motivation. Trotzdem gehen zu viele Mitarbeiter in die innere Emigration, weil ihnen zugunsten eines halbwegs sicheren Arbeitsplatzes ständig Zugeständnisse abverlangt werden. Wo soll denn die Motivation herkommen, wenn Menschen wie Kostenstellen behandelt werden und das Signal ausbleibt: Du bist wichtig für den Laden? Wer gute Weiterbildung - die am Qualifikationsbedarf des Unternehmens und der Beschäftigten ansetzt - verweigert, vergibt Innovationschancen. Die Wirtschaft blockiert - wieder einmal."



Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 30.04.2006

Quelle: www.netzwerk-weiterbildung.info
Druckdatum: 19.03.2024