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ver.di Position zur Bildung und Bildungsfinanzierung

Zukunft der Bildung

Es besteht überraschenderweise ein breiter gesellschaftlicher Konsens, wenn das Bildungswesen in Deutschland im OECD-Vergleich allenfalls als mittelmäßig beschrieben wird. Akteure aus allen gesellschaftlichen Gruppen betonen bei Jeder sich bietender Gelegenheit die herausragende Bedeutung, die das Bildungssystem für die Gesellschaft und deren wirtschaftliche Entwicklung,

aber auch für das Individuum hat – und dass das deutsche Bildungssystem reformiert werden müsse. In einem auffälligen Missverhältnis stehen hierzu jedoch die Aktivitäten der politisch Verantwortlichen auf allen Ebenen. Neben einzelnen Maßnahmen, etwa dem Ausbau des Bereiches Kindertagesstätten, sind Handlungen beschränkt auf Absichtsbekundungen, Bildungsgipfel, Innovationskreisen oder ad-hoc-Investitionen in Bildung zur Krisenbewältigung und ähnliches mehr.

Dies muss sich ändern: Teilhabe an Bildungsprozessen ist ein Menschenrecht. Ein allgemeines Recht auf Bildung lässt sich aus einer sozialstaatlich bestimmten Interpretation und Fortschreibung der Grundrechte (Art. 2 Abs. 1; Art. 6 Abs. 1; Art. 12 Abs. 1 Grundgesetz) ableiten. Um dies zu gewährleisten, muss das deutsche Bildungssystem grundlegend reformiert werden.

Aus gewerkschaftlicher Perspektive muss sich eine Reform an den vier folgenden Kriterien orientieren:


Chancengleichheit Realisieren

Teilhabe an Bildung wird in Deutschland in hohem Maße von Einkommen und Herkunft beeinflusst. Ziel einer Reform des Bildungssystems muss es sein, dass jede und jedem die Teilhabe gemäß ihren bzw. seinen Interessen und Fähigkeiten ermöglicht und jede und jeder befähigt wird, ihr bzw. sein Lebensziel selbstbestimmt zu verfolgen und an gesellschaftlichen Prozessen teilzuhaben.


Bildungsbeteiligung erhöhen

Internationale Vergleiche belegen, dass in Deutschland die Teilnahme an Bildung – vor allem in der tertiären Bildung und der Weiterbildung – zu gering ist. Im Interesse der Menschen und der Gesellschaft muss die Beteiligung ausgeweitet werden.


Durchlässigkeit verwirklichen

Das deutsche Bildungssystem ist ineffektiv, unübersichtlich und selektiv. Es bestehen viele Pfade, die nicht nur zu Umwegen führen, sondern Irrwege darstellen können, die in Sackgassen enden. Deutlich wird die fehlende Durchlässigkeit vor allem zwischen der Beruflichen Bildung und der Allgemeinbildung, die immer noch als zwei nahezu hermetisch abgetrennte Bildungssäulen nebeneinander bestehen. Im Interesse der Bildungsteilnehmerinnen und -teilnehmer ist hier mehr gegenseitige Durchlässigkeit erforderlich.


Individuelle Förderung Verstärken

Um allen Menschen eine angemessene Teilhabe an Bildung zu ermöglichen, muss von Anfang an eine Förderung entsprechend ihren individuellen Neigungen und Fähigkeiten erfolgen. Dies umfasst mehrere Elemente:
  • die Einzelförderung, die in frühen Jahren beginnen und anschließend konsequent fortgesetzt werden muss,

  • Strukturen die Beratung und Transparenz ermöglichen, sowie

  • Fördersysteme die gewährleisten, dass niemand aufgrund fehlender Mitte ausgeschlossen wird.

Quelle: Zukunft der Bildung, ver.di Position zur Bildung und Bildungsfinanzierung, ver.di 2009


Sie können die vollständige Broschüre hier als pdf-Datei herunterladen.



Verweise zu diesem Artikel:
Schlagworte zu diesem Beitrag: Lebenslanges Lernen, Bildungsfinanzierung
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 18.08.2009

Quelle: www.netzwerk-weiterbildung.info
Druckdatum: 28.03.2024