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Gemeinsam die Weiterbildungsgesellschaft voranbringen

AG Bildung und Forschung
Anlässlich des 2. Deutschen Weiterbildungstages am morgigen Freitag erklären der bildungs- und forschungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Jörg Tauss und der zuständige Berichterstatter Ernst Dieter Rossmann:

Die Weiterbildung ist in unserer Gesellschaft nicht mehr weg zu denken. Das zeigt nicht zuletzt die erneut hervorragende Beteiligung von Weiterbildungseinrichtungen und anderen Akteuren aus Politik und Kultur am 2. Deutschen Weiterbildungstag mit über 500 Veranstaltungen in ganz Deutschland. Für uns Sozialdemokraten bleibt eine qualitative und systematische Fort- und Weiterbildung eine Schlüsselfrage für den Erhalt und Ausbau von Beschäftigungsfähigkeit in einer zunehmend wissensbasierten Arbeits- und Wirtschaftswelt. Sie leistet bei veränderten Erwerbs- und Bildungsbiographien einen wichtigen Beitrag zur individuellen Persönlichkeitsentfaltung und damit zu einer selbstbestimmten Lebensführung und gesellschaftlichen Teilhabe. Sie ist und bleibt ein Grundrecht in der Weiterbildungsgesellschaft. Aber auch der - vor allem an hoch wachsende Fachkräftebedarf in den nächsten Jahren qualifizierten Arbeitskräften - macht das Lebenslange Lernen unverzichtbar und verstärkt die Schlüsselrolle des Weiterbildungssystems.

Die SPD hat Weiterbildung daher schon früh als wichtige Zukunftssäule unseres Bildungssystems aufgefasst. Und wir haben uns Ziele gesetzt: Wir wollen die Beteiligung an der formalisierten Weiterbildung von 43 Prozent im Jahr 2007 auf mindestens 60 Prozent bis 2015 erhöhen. Dabei bietet sich Fort- und Weiterbildung auch als Instrument an, um Geringqualifizierten im Sinne einer Kultur der "zweiten Chance" die Teilhabe am Arbeitsmarkt und damit am gesellschaftlichen Wohlstand zu eröffnen. Auch hier wollen wir Weiterbildungsbeteiligung dieser Gruppe von 28 Prozent auf 40 Prozent steigern.

Wir begrüßen ausdrücklich die ersten Schritte, die die große Koalition mit der Nationalen Qualifizierungsinitiative der Bundesregierung auf dem Weg gebracht hat. Dazu gehören etwa das Weiterbildungspaktes mit der zentralen Weiterbildungsprämie, dem Weiterbildungssparen und dem Weiterbildungskredit, aber auch die Aufstiegsstipendien oder die Intensivierung des Programms WeGebAU beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales, das Lernportal und die Forschungsprogramme im Bereich der Alphabetisierung. Dies alles sind wichtige erste Schritte auf dem Weg zu einer echten "Weiterbildungsgesellschaft".

Die SPD-Bundestagsfraktion will aber die Zeit in dieser Wahlperiode noch nutzen und mehr für das Lebenslange Lernen erreichen. Dazu wollen wir in folgenden Punkten vorankommen:
  • Wir werden darauf achten, dass die schon verabredete Reform des vor allem für "Meister-BAföG" (AFBG) substantielle Verbesserungen beinhaltet und somit tatsächlich zum Anstieg Fortbildungswillige mit Familie der AFBG-Gefördertenzahlen führt. Ohne den Druck der SPD hätte es keine AFBG-Reform gegeben.

  • Wir werden uns für mehr Durchlässigkeit im Bildungssystem einsetzen. Ohne die Blockade der CDU/CSU hätten wir schon längst einen bundesweit einheitlichen und erleichterten Hochschulzugang für Fachkräfte ohne Abitur.

  • Wir werden alles daran setzen, dass die Weiterbildungsbranche über das Arbeitnehmerentsendegesetz zu einem - zwar begrenzten - Mindestlohn-Tarifvertrag kommt, damit wenigstens 23.000 von über 100.000 hauptberuflich Beschäftigten in der Weiterbildung keine Dumping-Löhne mehr bekommen. Wir fordern die Bundesagentur für Arbeit auf, Arbeitgeber, die sich nicht an dem Mindestlohn-Tarifvertrag halten, zukünftig von den Ausschreibungen auszuschließen. Denn Weiterbildung macht nur Sinn, wenn gewisse Qualitätsstandards eingehalten werden.

  • Wir fordern die CDU/CSU auf, ihre vollkommen unverständlichen Ressentiments gegen den Rechtsanspruch auf das Nachholen eines grundlegenden Schulabschluss aufzugeben. Olaf Scholz hat als unser Weiterbildungsminister Recht, wenn er 500.000 Arbeitslosen ohne Schulabschluss eine zweite Chance geben will. Es ist auch im Sinne der BA und des Beitragszahlers, solche Maßnahmen zu finanzieren, denn je mehr benachteiligte Menschen in Arbeit kommen, desto höher die Chance, dass der Beitragssatz zur Arbeitslosenversicherung gesenkt wird. Langfristig will die SPD über ein Erwachsenenbildungsförderungsgesetz auch den Rechtsanspruch auf einen Berufsabschluss einführen. Es ist eine Schande für unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit, wenn es in Deutschland - bereinigt um die sich noch in Ausbildung Befindenden - 1,5 Millionen junge Menschen bis 25 Jahren ohne Berufsausbildung gibt.

  • Wir wollen die Weiterbildungsberatung vor allem für Geringqualifizierte und für kleine und mittlere Unternehmen stärken.

  • Wir wollen unser besonderes Augenmerk auf die bessere Qualifizierung von Erzieherinnen und Erziehern richten. Durch den wachsenden Bildungsauftrag der Kitas und dem Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz ab 2013 steigt der Bedarf an ErzieherInnen in den kommenden Jahren um 80.000 bis 100.000 zusätzliche Kräfte. Auf unser Drängen hin wird das "Meister-BAföG" so geändert, dass es für Aufstiegsfortbildungen zur Erzieherin/zum Erzieher mehr geöffnet wird. Wir appellieren hierbei noch an die Länder, Ihre Prüfungsordnungen entsprechend anzupassen. Was die Weiterbildung vorhandener Erzieher angeht, ist das von Bundesministerin Schavan geplante Online-Portal leider nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir brauchen substanziellere Fortbildungsmöglichkeiten für ErzieherInnen bis hin zur Möglichkeit einer akademischen Weiterbildung im Leitungsbereich. Hierzu brauchen wir weitere Fördermöglichkeiten. Denn eine vernünftige frühkindliche Bildung beugt einem späteren Scheitern im persönlichen Bildungsweg vor. Und Prävention ist immer besser als Reparatur.

  • Wir wollen die Hochschulen stärker für die Fort- und Weiterbildung öffnen. Dazu gehört ein Anreizsystem zur Schaffung spezifischer Lehrangebote ebenso wie die Durchsetzung eines bundesweit einheitlich vereinfachten Zugangsanspruches für beruflich Qualifizierte.

  • Die rechtliche und organisatorische Zersplitterung der Weiterbildungslandschaft ist nach wie vor ein Hauptproblem für eine systematische Weiterbildungsförderung. Wir wollen daher ein Erwachsenenbildungsfördergesetz einführen und die Rechte und Pflichten der Bürgerinnen und Bürger und der Unternehmen sowie die Leistungen des Staates zusammenführen. Wir fordern dazu einen Weiterbildungspakt und einen Aktionsplan Weiterbildung, um alle Akteure und die Betroffenen an einen Tisch zu bringen.

Wir setzen darauf, dass der "Bildungsgipfel" der Bundeskanzlerin auch im Bereich der Weiterbildung echte Fortschritte bringt. Denn es ist höchste Zeit, dass die "Weiterbildungsgesellschaft" Realität wird.


Quelle: Pressemeldung der SPD-Bundestagsfraktion vom 25. 09. 2008


Schlagworte zu diesem Beitrag: Mindestlohn, Meister-BAföG, Arbeitnehmerentsendegesetz
Dieser Beitrag wurde zuletzt aktualisiert am 14.04.2009

Quelle: www.netzwerk-weiterbildung.info
Druckdatum: 28.03.2024